Worte über Worte
Im Herbst 2009 von Dr. Luis Fuchs
Haben wir uns jemals Gedanken darüber gemacht, welche Wörter wir mit Vorliebe in den Mund nehmen?
Der, die, und sind laut Statistik die am häufigsten verwendeten Wörter der deutschen Sprache. Schränken wir die Suche auf die Hauptwörter ein, dann finden wir unter den hundert häufigsten Wörtern ein einziges Hauptwort, welches wohl nicht durch Zufall Zeit lautet; allein diese Feststellung lässt darauf schließen, in welchem Maße wir schon Sklaven der Zeit geworden sind. In der Rangliste erst nach hundert scheinen die Hauptwörter Herr, Leben, Jahre, Mann, Paragraph und Liebe auf.
Die rein statistisch ermittelte Häufigkeit der Verwendung sollte aber nicht ausschlaggebend sein. Fragen wir uns einmal, welches von allen Wörtern des deutschen Sprachschatzes wir wohl etwa zum Lieblingswort küren würden. Der Deutsche Sprachrat hat mit seinem Wettbewerb Das schönste deutsche Wort die Bürger dazu aufgefordert, ihr liebstes, schönstes, kostbarstes Wort zu benennen und die Wahl zu begründen. Unter 22.000 eingereichten Vorschlägen war der am häufigsten genannte Wort-Favorit die Liebe, gefolgt von der Heimat, dem Glück und der Sehnsucht. Das Wort lieben sei für sie das schönste deutsche Wort, schreibt eine Einsenderin, weil es nur ein „i“ vom Leben entfernt ist. Als schönstes Wort der Kinder machte die Libelle das Rennen.
Auch von der Sprachstelle im Südtiroler Kulturinstitut wird nach dem Wort des Jahres gesucht; die von der Bevölkerung vorgeschlagenen Wörter sind ein Spiegel dessen, was die Menschen im Lande bewegt. Im vergangenen Jahr gingen 700 Einsendungen mit Wortvorschlägen ein; der Begriff Erneuerung wurde von den deutschsprachigen Südtirolern zum Wort des Jahres gewählt, auf rana setzten die Italiener und auf Papa die Ladiner.