Manches ist so unmöglich nicht
Im Herbst 2011 von Dr. Luis Fuchs
„Das ist nicht nichts, was uns der Staat neuerdings abknüpft“, beklagt sich ein geschröpfter Zeitgenosse. Es wird uns allerhand abverlangt, meint er, aus nicht nichts wird also ziemlich viel. Eine doppelte Verneinung ergibt meist eine positive Aussage. Auch in der Mathematik gibt minus mal minus ein Plus.
Gehen wir dem Wörtchen „nichts“ auf den Grund: Es entstand aus einer im Mittelalter sehr verbreiteten Gewohnheit doppelt zu verneinen, um eine Aussage zu verstärken. Das Auslaut-s ist nämlich ein Genitiv: nihtes niht hieß es, wenn es von nichts nichts gab. Diese doppelte Verneinung ist in mundartlichen oder umgangssprachlichen Wendungen zu hören, und wir finden sie auch lustig: „Des isch kuan Witz net“ oder „Das hab ich niemals nicht gesagt.“ Dem Geist, der stets verneint, ist gar nicht so leicht auf die Schliche zu kommen. So schrieb ein Journalist voll Bedauern: „Von der ehemals glücklichen Frau ist nichts übrig geblieben.“ Mancher Leser wird sich gefragt haben, warum gleich die ganze Frau verschwunden ist. Gemeint war wohl, dass vom einstigen Glück dieser Frau nichts übrig geblieben ist.
„Untote Blutsauger leben länger“ titelte kürzlich die Tiroler Tageszeitung. Mit der kleinen Vorsilbe un- kann man den Sinn eines Wortes einfach ins Gegenteil verwandeln. Hässlich ist und bleibt hässlich; sagen wir deshalb lieber unschön. Um die Macken eines schrulligen Mitbürgers zu beschönigen, sagen wir auch: „Er ist gar nicht so ungut in seiner Art.“