Die Weihnachtskur-Verwaltung
Im Winter 2013 von Gudrun Esser
1993 wurde der erste Meraner Advent vom dem dafür gegründeten Verein „Kaufleute Aktiv“ erstmals im „Großformat“ organisiert. In diesem Jahr übernahmen Kurverwaltung und die Stadt Meran die Organisation des Meraner Weihnachtsmarktes, mit einer für die Betreiber positiven Bilanz – mit Einschränkungen.
Es wurde in den letzten Wochen viel über das Erscheinungsbild, den Markt und letztlich das Geschäft und die Stimmung diskutiert. Wenn ein Thema in vieler Menschen Munde ist, kann das durchaus positiv sein, denn nichts ist schlimmer als eine Sache, die niemanden berührt. Das neue Kleid des Weihnachtsmarktes schien vielen gefallen zu haben: winzige Lichter, mit denen die prächtigen Nadelbäume und Kastanien geschmückt wurden, die Lichtprojektionen am sonst etwas leblos wirkenden Sandplatz und die puristischen Häuschen der Firma Rubner. Trendig, im aktuellen Schutzhüttenstil, wurde so der Traditionsveranstaltung und dem Aushängeschild der Kurstadt ein neuer Auftritt verpasst. Etliche Stimmen waren laut geworden, die modernen Hütten wären weniger heimelig, weniger einladend. Andere fanden die dezentere Atmosphäre und das deutlich gemütlicher anmutende Gegenüber auf dem Thermenplatz als Ergänzung ausgesprochen gelungen.
Das Geschäft lief gut. Das jedenfalls ist das Fazit nach etlichen Befragungen verschiedener Standbetreiber auf dem Markt. Aber nicht ohne Einschränkungen. Denn jene Debatte, die manch einer wegen der Verlegung des Freitagsmarktes vom Praderplatz mitverfolgt haben mag, ist auch auf dem Meraner Weihnachtsmarkt eine gewesen: Demnach bummelt der Besucher nicht nur über den Markt, sondern will seinen „Lieblingsstandbetreiber“ besuchen. Durch die Neugestaltung änderten sich aber Standorte. „Ich verkaufe seit zehn Jahren Düfte und Essenzen, mein Produkt ist also keine große Überraschung mehr für die Besucher, aber die Leute kommen, um mich zu sehen, zu plaudern. Das war in diesem Jahr nicht so einfach, denn meine Hütte wurde an einem anderen Platz aufgestellt. Da haben sich viele schwer getan, mich zu finden“, sagt Giustina Mores. Im Großen und Ganzen, sagt sie, sei das Geschäft jedoch zufriedenstellend gewesen.
Gelobt wurde allgemein das Bemühen der Kurverwaltung. Die beiden eigens für die Betreuung der Marktstandbetreiber engagierten Damen hätten Tolles geleistet. Dennoch habe man zuweilen gespürt, dass dem Team der Kurverwaltung die Erfahrung fehlte. Das Geschäft sei leicht eingebrochen. Das wolle man aber nicht den neuen Organisatoren oder den Hüttengestaltern in die Schuhe schieben. Verantwortlich sei der Kalender. Denn der 8. Dezember war ein Samstag, damit entfiel der beliebte Brücken- und Ausflugstag. Wie die Feiertage an sich lagen, sagen die Betreiber, würde unterm Strich fünf Tage weniger Markttreiben ausmachen und das spüre man.
Aber dabei sein wollen auch im kommenden Jahr wieder alle, demnach war das Geschäft offenbar zufriedenstellend. Auch aus Sicht des Verkaufsleiters von „Mein Beck“, Dirk Marienfeld. Seit sieben Jahren verkauft die Bäckerei aus Nals ihre Backwaren auf dem Weihnachtsmarkt. Allerdings hätten sie, wie auch Käthe Kruse und der Schlossbeck aus Süddeutschland, nicht viel mit der Rubner-Architektur anfangen können. Zwar habe man das kleine Backhäuschen durch ein Rubner-Haus ersetzt, nicht aber das große. Also gab es einen Kompromiss: Das alte Haus wurde mit derselben Farbe angestrichen – eine optisch gute Lösung, findet Marienfeld. Ihm gleich tat es auch der Ravensburger Zuckerbäcker, Frank Dressel. Er verkaufte seine mit Schokolade überzogenen Früchte in seinem Stammhaus, aber auch er strich dieses mit Rubner-Grün an. Für Dressel ist der Meraner Advent inzwischen nicht nur Geschäft, sondern nach zehn Jahren ein Treffen mit Freunden. Weniger Verkaufstage habe auch er in seiner Kasse gespürt, doch alle anderen Bedingungen seien an sich gleich geblieben und auch nächstes Jahr werde er wieder zu seiner „Weihnachtszeitfamilie“ nach Meran zurückkehren. Am Hungertuch nage er jetzt sicher nicht, auch die Organisation sei durchwegs gut gewesen: „Die Mädle von der Kurverwaltung waren sehr bemüht!“
Andreas Ladurner aus Dorf Tirol ist recht zufrieden mit dem Geschäft. Es habe sich schon gelohnt, sagt er. Doch die Standarchitektur sei bei allem Komfort für die Verkäufer selbst nicht ideal, sagt er. Nur eine Öffnung der Stände halte viele ab, der Kunde suche vergeblich den Augenkontakt, auch sei mancher Stand zu hoch, dass es ohne Podest davor schwierig gewesen sei, die Ware gut zu positionieren. Vielleicht hätte man die Hütten, das schien ja die Idee dahinter, noch mehr zueinander wenden müssen, um mehr Plätze zu schaffen, statt alle im Spalier aufzustellen.
Durchaus zufrieden waren offenbar die Gastronomen, so auch die Damen des Trojer Hüttls. Natürlich habe man die fünf Tage weniger in der Kasse gespürt, auch sei die Krise nicht spurlos am Markttreiben vorübergegangen. Doch mit einigen Abstrichen sei das Geschäft gut gelaufen. Schließlich arbeite man hauptsächlich mit dem einheimischen Gast und der sei auch in diesem Jahr wieder treu gewesen. Beim Weihnachtsmarkt 2013 sei man natürlich wieder mit von der Partie.
Kurpräsident Alexander Meister und sein Team ziehen aus der ersten Erfahrung eine überwiegend positive Bilanz, wen wundert`s? Jede Kritik wäre eine an sich selbst. Aber Schönfärberei betreibe man keine, sagt Alex Meister, denn es habe durchaus nicht alles so geklappt wie erwünscht. So sei der Sandplatz ein Sorgenkind gewesen. Trotz Ponyreiten und Weihnachtsbaum (der schließlich verschwand, weil man ihn als Besucher-Handycap vermutete) wollte kein Leben aufkommen. Die Besucher genossen die Lichtprojektionen an der Fassade des Esplanade, die genießenswerten, weil nachhaltigen Produkte der Stände jedoch nicht. „Es wollte einfach kein Leben auf dem Sandplatz aufkommen“, sagt Meister, „egal, was wir unternommen haben.“
Auch der lange Donnerstag war trotz vier Livebands alles andere als ein Erfolg, gesteht der Kurpräsident ein. Das werde man sicher nicht wiederholen, offenbar funktioniere im Winter nicht unweigerlich das, was im Sommer viele Besucher lockt, aber auch aus Enttäuschungen lerne man. Noch ein Punkt, den es zu verbessern gelte, sei die Gestaltung des Thermenplatzes. Wenngleich alles hervorragend funktioniert habe, so etwa auch in diesem Jahr wieder die Zusammenarbeit mit Thermendirektorin Adelheid Stifter, würde der Thermenplatz nach Ansicht Meisters zusehends überfrachtet, das könne man sicher noch besser koordinieren.