Ein Bild sagt mehr als tausend Worte (4)
Etwas andere Gedanken zur Fotografie in mehreren Folgen
Im Frühling 2013 von Reinhold Ebner
Sehr vielfältig sind die Möglichkeiten, welche der gezielte Einsatz der Perspektive zur Bildgestaltung bietet. Einige diesbezügliche Gedanken und Hinweise können Ihnen die Arbeit beim Fotografieren erleichtern und die Ergebnisse positiv beeinflussen.
Das Wort Perspektive kommt vom Lateinischen perspicere‚ was soviel wie durchschauen, erkennen bedeutet. In der Fotografie bezeichnen wir damit das Abstandsverhältnis von Objekten im Raum zum Standort des Fotografen. Damit ist die Perspektive stets an den Standpunkt des Fotografen gebunden und kann folglich nur durch Veränderung des Standpunktes und des Blickwinkels des Fotografen verändert werden.
Diese etwas sperrige Definition ist deshalb wichtig, weil die Perspektive durch Veränderung der Brennweite des Objektivs – also durch Einsatz von Weitwinkel oder Teleobjektiv – nicht beeinflusst werden kann, wie fälschlicherweise oft angenommen wird.
Bei gleichem Abstand und bei gleichem Blickwinkel der Kamera zum Objekt bleibt die Perspektive immer gleich, ganz unabhängig von der Brennweite des Objektivs (Bild 1 und 2).
Für uns bedeutet das, dass wir uns mit der Kamera dem Objekt unseres Interesses nähern oder eben uns davon entfernen und den Blickwinkel verändern müssen, um die Perspektive zu beeinflussen; zudem können wir einen tiefen (Froschperspektive) oder einen hohen Standpunkt wählen (Vogelperspektive). Erst so gelingt es uns, die Perspektive zu ändern und sie unserer Vorstellung anzupassen. Am wirkungsvollsten sehen wir das bei Verwendung eines Weitwinkelobjektivs. Je kürzer die Brennweite, desto größer der Bildwinkel und desto ausgeprägter die Wirkung.
Zusammenfassend können wir festhalten: Die Position bestimmt die Perspektive, die Brennweite bestimmt den Bildausschnitt.
Die Bilder 3 und 4 sind Beispiele einiger unterschiedlicher Möglichkeiten des Spiels mit Brennweite und Perspektive.
Ein Wort noch zur sogenannten Normalbrennweite: Die Brennweite bestimmt zusammen mit der Größe der Bildfläche den Bildwinkel. Ihr Wert ergibt sich aus dem Abstand von der Objektivmitte (der genaue Wert hängt vom optischen System des jeweiligen Objektivs ab) zur Film- bzw. Sensorebene der Kamera. Als Faustregel gilt, wenn die Brennweite der Diagonalen des Aufnahmeformates entspricht, spricht man von Normalbrennweite oder vom Normalobjektiv; normal deshalb, weil der entsprechende Bildwinkel (nicht zu verwechseln mit dem Blickwinkel) in etwa dem unserer Sehgewohnheit entspricht.