Schafwolle ist ein Abfallprodukt - eine unglaubliche Tatsache
Josef Winklers Ideen zur Verwertung der einheimischen Wolle
Im Frühling 2013 von Margareth Bernard
Die Schafzucht ist in Südtirol ein wichtiger Erwerbszweig der Landwirtschaft, weshalb unzählige Schafe die Wiesen und Almen unseres Landes bevölkern. Doch bei der Schafzucht stellt sich das Problem, dass die Wolle keinen besonderen Wert genießt und deshalb als Abfallprodukt gilt. Josef Winkler, der selbst Schafzüchter ist, hat in den vergangenen Jahren immer wieder mit großem Idealismus neue Ideen entwickelt, um an diesem – eigentlich unglaublichen – Umstand etwas zu ändern. Er sammelt die Wolle bei den Bauern ein, lässt sie waschen und anschließend zu einem edlen Produkt verarbeiten.
Jahrelang verkaufte Josef Winkler diese Produkte auf dem Weihnachtsmarkt. Da die Nachfrage auch während des Jahres groß ist, eröffnete die Familie Winkler in Lana am Gries das Geschäft „Südtiroler Wollwelt“, in dem es ein reichhaltiges Angebot an Produkten aus Wolle der Südtiroler Bergschafe gibt. Vom typischen „Sarner“ für Kinder und Erwachsene über handgefilzte „Patschen“, ausgefallene Hüte, moderne Taschen und Rucksäcke, Wohnaccessoires, Felle, Wollwickel, Decken, Teppiche für den Wohnbereich bis hin zu Schafwollbetten, Socken, Wolle zum Stricken, Filzen und Dekorieren, Schafwollmatratzen und sogar Unterwäsche für Kleinkinder und Erwachsene reicht das vielfältige Angebot. Auch Kissen mit Wolle und Zirmholz und andere Produkte vom Vilnösser Brillenschaf sowie der „I-Potsch“ und vieles mehr vom Schnalser Schaf stehen im Geschäft zur Auswahl.
Jedes Schaf liefert jährlich 3 bis 4 kg Wolle. In der Regel wird ein Schaf zweimal im Jahr geschoren. Die Schur kostet 3 bis 4,50 Euro pro Schaf.
Für den Gärtner gibt es in der „Südtiroler Wollwelt“ etwas Besonderes, und zwar Abdeckmatten aus Südtiroler Bergschafwolle.
Diese Matten bestehen zu 100 Prozent aus reiner Schafwolle. Sie sind lichtundurchlässig und beugen somit ungewolltem Unkrautwuchs vor. Gleichzeitig gibt die Wolle die nötige Feuchtigkeit an die Erde ab und schützt die junge Saat. Die Matten eignen sich vor allem für die Reben und für das Gemüse in den Gärten und Äckern. Sie halten die Pflanzen warm und garantieren somit einen besseren, gesünderen Wuchs ohne mitwachsendes und mitwucherndes Gras und Unkraut.
Die Abdeckmatten aus Südtiroler Bergschafwolle sind lichtundurchlässig und beugen somit ungewolltem Unkrautwuchs vor. Gleichzeitig gibt die Wolle die nötige Feuchtigkeit an die Erde ab und schützt die junge Saat.
Als 1994 der Schafzuchtverein Tisens gegründet wurde, übernahm Josef Winkler für die folgenden zwölf Jahre die Obmannschaft und die Vertretung der Schafzüchter im Bezirk Burggrafenamt.
„Im Austausch mit den anderen Schafzüchtern stellte ich schnell fest, dass alle mit einem besonderen Problem zu kämpfen hatten, nämlich mit der Tatsache, dass die Wolle ein lästiges Abfallprodukt ist. Es kann nicht sein, dass wir ein Produkt, das uns die Natur schenkt, einfach in den Müll werfen“, erklärte er.
„Laut den Normen der EU ist Schafwolle Sondermüll, das heißt, der Bauer muss für deren Entsorgung zahlen.“
Josef Winkler
Das war für ihn Anlass, nach Möglichkeiten zu suchen, dieses besondere Naturprodukt Wolle, das in Säcken gestapelt in den Stadeln und Ställen der Bauernhöfe zu finden war, so gut wie möglich zu verwerten bzw. zu vermarkten.
Deshalb besuchte er die Winterschule in Ulten, um alles Wissenswerte in den Bereichen Färben und Weben der Wolle zu erlernen.