Alle(s) für eine saubere Stadt
Im Winter 2016 von Helmuth Tschigg
Müllberge und verdreckte Straße, wie man es oft aus südlichen Städten hört, können wir uns in Meran gar nicht vorstellen. Dass nach nächtlichen Großveranstaltungen tags darauf noch ein paar Relikte herumliegen, ist zwar nicht schön, aber einen Tag später ist nichts mehr zu sehen.
Nichts zu sehen ist von den 20 Müllmännern, die täglich im Einsatz sind, um den Restmüll zu sammeln. Auch sieht man nichts vom Fachpersonal, das für die Instandhaltung der Abwasser- und Regenwasserableitungen zuständig ist. Diese Arbeiten werden hauptsächlich morgens ab 6 Uhr ausgeführt. Die gute Funktion der umfangreichen unterirdischen Anlagen garantiert die Hygiene und Sauberkeit der Stadt.
Wir wollen heute nur den Aspekt der Restmüllsammlung beleuchten, wobei der Sperrmüll, der Grünmüll und die allgemeine Mülltrennung ein andermal besprochen werden.
Die Müllsammlung und Entsorgung ist eine der Hauptaufgaben der Meraner Stadtwerke, einer sogenannten Inhousegesellschaft der Stadtgemeinde. Das heißt, die Gesellschaft ist zwar 100%ig Eigentum der Stadt, aber sie ist ein selbständiges Unternehmen, das marktwirtschaftlich agieren muss, obwohl es auch öffentliche Zuwendungen erhält. Nachdem die Tarife von der Gemeinde vorgegeben werden, müssen die Stadtwerke „wirtschaftlich denken und handeln“.
Das haben die Stadtwerke gerade schmerzlich bemerkt, nachdem durch ein Staatsgesetz die Verwaltung der Erdgasleitungen und die entsprechenden Einnahmen wegfallen werden.
Die Überlegungen, kostengünstig zu arbeiten und zu planen, sind allgegenwärtig. Man beginnt damit dort, wo die Ausgaben am größten sind und Einsparungen vermutlich möglich wären.
Die Restmüllsammlung
Die Hälfte des anfallenden Abfalls besteht aus dem sogenannten Restmüll, das sind 8.500 Tonnen im Jahr. Das heißt, nachdem der verantwortungsvolle Bürger seinen Hausmüll bereits getrennt hat, nach Glas, Papier und Metallen, bleiben noch Verpackungen, Speisereste, Gemüseabfall und verfallene Produkte übrig, die nicht in die getrennte Müllsammlung passen. Sie werden in einzelnen Kübeln pro Wohnung oder in großen Gemeinschaftscontainern für Wohneinheiten gesammelt und die Stadtwerke holen sie wöchentlich zweimal ab. Das ist arbeitsaufwendig, macht Lärm und erfordert viel Personal- und Maschineneinsatz.
Deshalb sind die Stadtwerke seit elf Jahren dabei, auf eine neue Sammelmethode umzusteigen. In den Jahren 2003 und 2004 lief der Test, 2005 begannen die organisierten Sammlungen mit den Presscontainern.
Im Stadtgebiet sind bereits 12 solche Sammelstellen in Betrieb. Zurzeit gelingt es den Stadtwerken, durch sie 25 Prozent des städtischen Mülls zu sammeln. Man hat sich zum Ziel gesetzt, in vier Jahren auf rund 40 Prozent zu kommen und dabei drei Viertel der Stadt mit Presscontainern zu versorgen. Bei entlegenen, dünner besiedelten Wohngebieten würde es sich nicht rentieren, denn sie sollten in der Regel höchstens 300 bis 350 Meter von den Wohnungen entfernt aufgestellt sein.
Jede Familie erhält eine Magnetkarte, mit der sich die Einwurfklappe öffnen lässt, damit das volle Müllsäckchen hineingeworfen werden kann. Der Mechanismus liest die Karte, wiegt den Müll und verbucht das Gewicht auf der Karte. Die Daten werden 15 Monate lang gespeichert, weil die Müllgebühren nur einmal jährlich abgerechnet werden. Ein Vorteil des Systems wird sofort klar: Jeder Benützer braucht nur für seinen eigenen Müll zu bezahlen, niemand kann ihm ein Sackl hineinschwindeln oder beim Mülltrennen ungenau sein oder bei Gemeinschaftscontainern den Nachbarn schädigen.
Ein weiterer Vorteil ist, dass so im Hof des Gemeinschaftshauses keine Müllkübel mehr stehen. Überquellenden und besonders im Sommer stinkenden Müll gibt es nicht, Reibereien und Querelen unter der Mietern hören auf und langsam gewöhnen sich auch die Schmutzfinken und Schlaumeier daran, den Müll korrekt zu entsorgen. Weil jeder bemüht ist, möglichst wenig Gewicht und Volumen zu erzeugen, wird automatisch genauer getrennt. Das wirkt sich auf das Gesamtvolumen der Müllsammlung aus, es muss weniger zum Verbrennungsofen nach Bozen geliefert werden.
Es ist auch praktisch, dass man den Müll in jenen Presscontainer einwerfen kann, der sich in nächster Nähe befindet. Neben den Presscontainern stehen auch immer die Biomüll-Tonnen, bei denen ein „Biomülllotse“ zu bestimmten Zeiten beratend und kontrollierend die richtige Trennung überwacht.
Woran man sich zwar schon gewöhnt hätte, was aber auch der Vergangenheit angehören soll, das sind die lärmenden Müllwägen und das Geklapper der geleerten Kübel am frühen Morgen. Von den zwei wöchentlichen Fahrten der Müllsammel-Lkws in allen Straßen und Gassen bleibt nur mehr eine Fahrt übrig, nämlich jene zur Press-Sammelstelle: In 20 Minuten ist der volle Container durch einen leeren ersetzt und der Spezial-Lkw transportier den Müll einer ganzen Woche von 500 bis 1.000 Familien zur Sammelstelle im Recyclinghof in Sinich.
Die Stadtwerke schätzen, dass durch die Personaleinsparung bei der Sammlung und durch die kleineren Mengen bei jeder Presscontainer-Sammelstelle im Jahr rund 100.000 € eingespart werden können.