Der Sterngucker
Im Frühling 2016 von Dr. Franz Summerer
In der aktuellen Osterwoche sei diesmal der Blick nach innen gerichtet. Die sieben Wochen zwischen Ostern und Pfingsten erinnern im Kirchenjahr an die Erhöhung Christi und sind - astrologisch betrachtet - den sieben klassischen Planeten zugeordnet. Die erste Woche nach dem Ostersonntag ist von der Sonne des Auferstandenen geprägt. Sie durchleuchtet in den weiteren Wochen die positiven Eigenschaften der planetaren Kräfte von Mond bis Saturn und durchstrahlt zu Pfingsten den gesamten Kosmos. Dabei vereinigt sie die planetaren Gegensätze wie in einer großen Meditation.
Ein Urbild der sieben Wochentage
Die Römer benannten die sieben Wochentage nach den damals bekannten Planeten, zu denen sie auch Sonne und Mond rechneten. Im Urtext des Markus-Evangeliums haben die einzelnen Tage der Karwoche eine besondere Bedeutung (auf die hier nicht näher eingegangen wird), denn die darin berichteten Ereignisse beziehen sich auf die Symbolik der Tagesplaneten. Diese tragen die lateinischen Namen griechischer Göttergestalten, die der Mensch in der römisch-hellenistischen Welt mit ihrem Zeitenkult und Naturleben verehrte. So gesehen war Jesus an einem Venus-Tag (dies Veneris, ital. venerdì) gestorben, lag am Saturn-Tag (dies Saturni /sabato) im Grab und erstand am Tag des Sonnengottes Helios (dies Solis). Der frühen Christenheit gelang es nicht, diese im Volk tief verwurzelten heidnischen Namen abzuschaffen. So deutete man sie um. Die Sonne wurde mit Christus gleichgesetzt, und der Tag der Sonne wurde zum ‚dies domenica, dem Tag des Herrn.
Nun sehen wir heute diese Planetengötter längst nicht mehr als real existierende Gestalten, sondern als innerseelische Kräfte, sogenannte Archetypen oder Urbilder, die die Antike in die Außenwelt projizierte. Für ein gesundes Seelenleben sind sie ernst zu nehmen. Die Sonne ist, psychologisch gesehen, Symbol der sichtbaren Wirklichkeit und gleichzeitig unser Selbstbewusstsein sowie das wahre Selbst im christlichen Sinne. Das Sonnenhafte weist uns den Weg, das uns Zugedachte möglichst authentisch zu verwirklichen.
Die Tagesherrscher als Schritte zur Ganzheit
Neben der Sonne verdiente ursprünglich auch der Mond als ‚das kleine Licht, das die Nacht regiere‘ (Genesis 1,16), die unbewusste Welt der Träume und Visionen, einen besonderen Tag der Achtsamkeit, den Mond-Tag (dies Lunae, lunedì). Damit ergänzten sich Innen- und Außenwelt. Die restlichen Wochentage sind mit den antiken Urbildern der frei sichtbaren Planeten verknüpft und stehen symbolisch für den Weg einer ganzheitlichen Menschwerdung. Dabei ist jedem Planeten als Tagesherrscher ein bestimmtes Tierkreiszeichen zugeordnet. Jeder Mensch hat folglich auch heute noch seinen besonderen Wochentag, an dem er geboren ist:
- der Sonntag (Sonne) gehört dem %
- der Montag (Mond) dem $
- der Dienstag (Mars) dem ! und (
- der Mittwoch (Merkur) den ( und der &
- der Donnerstag (Jupiter) dem ) und den ,
- der Freitag (Venus) dem " und der '
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