Sind Zäune eine Lösung?
Im Herbst 2015 von Albert Schönthaler
Die Flüchtlingswelle hat alle fest in Griff: die Länder, aus denen die Flüchtlinge kommen, und die Länder, in die sie wollen. Auf diese Flüchtlingstragödie wird verschieden reagiert – auch durch Zäune, die sichtbar wie in Ungarn gegen Flüchtlinge errichtet oder durch Zäune, die unsichtbar durch politische Parteien und Gruppierungen aufgebaut werden mit der Forderung, die Grenzen dicht zu machen und keine Flüchtlinge ins Land zu lassen.
Nun, es ist wohl klar, dass eine Lösung der heutigen Flüchtlingstragödie nur erreicht werden kann, wenn folgende Schritte unternommen werden: Als erstes müssen die Ursachen beseitigt werden, weshalb Menschen aus ihrem Lande fliehen. Dazu zählt die Destabilisierung, die in vielen Ländern herrscht: Misswirtschaft, Krieg, Ausbeutung usw. An dieser Situation ist Europa nicht unschuldig. Zu den Ursachen zählen dann jene, welche die Flüchtlingswellen nach Europa organisieren, lenken und leiten. Denen, vor allem den Schleppern, muss das Handwerk gelegt werden. Als zweites muss in den befriedeten Ländern die Infrastruktur sowie die gesellschaftliche Ordnung wiederhergestellt werden. Dazu braucht es viele finanzielle Hilfe. Wenn diese beiden Schritte durchgeführt sind, kann in einem dritten Schritt angegangen werden, dass Flüchtlinge wieder in ihre Heimat zurückkehren.
Wenn diese drei Schritte ein Weg zur Lösung dieser Flüchtlingstragödie sind, dann haben dabei sichtbare und auch unsichtbare Zäune keinen Platz. Dies lehrt auch die Geschichte: War der „Eiserne Vorhang“ eine Lösung für die Zeit des Kommunismus? Die Menschen erfuhren nur Unfreiheit, Trennung, Unterdrückung, Elend und Leid. Wie jubelten die Menschen, als der Eiserne Vorhang 1989 fiel.
Eine ähnliche Erfahrung machte Ungarn, das jetzt einen Zaun gegen Flüchtlinge errichtet hat. Wie viele Ungarn sind nach dem Aufstand gegen den Kommunismus 1956, der gewaltsam niedergeschlagen wurde, in die freie Welt geflohen!
Dies war nur möglich, weil es keine Zäune gab und somit die freie Welt offen war. Einige ungarische Familien kamen damals auch nach Deutschnofen. Einer dieser Flüchtlinge hat einige Bilder gemalt, die heute noch im Gasthof Stern in Deutschnofen zu sehen sind. Zäune waren damals kein geeignetes Mittel, um die Flüchtlingsfrage zu lösen, und sie sind es auch heute nicht.