Warum der Hund für die Hundstage herhalten muss
Im Sommer 2016 von Dr. Luis Fuchs
Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer.
Das Sprichwort hat sich heuer wieder in seiner bildhaften Andeutung als zutreffend erwiesen. In einer Fabel Äsops lesen wir von einem verschwenderischen Jüngling, der seinen Mantel verkaufte, als er die erste Schwalbe heimkehren sah, sich dann aber von der inzwischen erfrorenen Schwalbe betrogen sah, weil es weiterhin winterlich kalt blieb.
Wenn es dem Sommer dann richtig ernst wird und brütende Hitze uns in lähmende Müdigkeit versetzt, dann haben sich die Hundstage eingestellt. Diese heißen etwa nicht so, weil es selbst Hunden zu heiß wird, sondern weil der Sirius, der Hundsstern, als hellster Stern im Sternbild des Großen Hundes zusammen mit der Sonne aufgeht. „Dies caniculares“ wurden diese heißen Juli- und Augusttage von den Römern benannt.
Wir lassen uns leicht von oberflächlichen und scheinbar naheliegenden Wortdeutungen irreführen, anstatt auf die Wurzeln zurückzugreifen. Wenn warme Hochsommertage als Altweibersommer bezeichnet werden, so ist die Redewendung keineswegs wörtlich zu verstehen. Sie ist zurückzuführen auf das alte Wort „weiben“, also „weben“, und bezieht sich auf die Spinnwebengeflechte. Es waren also die fliegenden Fäden der Spinnen, die für den Altweibersommer Pate standen.
Leuchten am nächtlichen Himmel Blitze eines fernen Gewitters auf, bezeichnen wir die Erscheinung als Wetterleuchten. Nicht von „Licht“ oder „leuchten“ rührt das Wort her, sondern vom althochdeutschen „leichen“, das so viel wie „tanzen, hüpfen, spielen“ bedeutet. Die Blitze hüpfen ja von einer Wolke zur anderen, am Horizont spielt sich gleichsam ein „Wettertanz“ ab.