Warum radikal ... terroristisch?
Im Sommer 2015 von Albert Schönthaler
Es geht einem kalt über den Rücken, wenn im Fernsehen gezeigt wird, wie IS-Milizen (= Kämpfer für den sog. Islamischen Staat) Menschen köpfen. Es ist erschreckend, wenn im Fernsehen von Menschen berichtet wird, die wegen der IS-Milizen alles verlassen und fliehen müssen.
Es ist weiters erschreckend, wenn Menschen aus Europa mit diesen Terroristen sympathisieren oder sogar in diese Länder ziehen, um an den Kämpfen für den Islamischen Staat teilzunehmen.
Wie ist es möglich, dass Menschen, vor allem Jugendliche, sich so verhalten?
Diese Frage stellt sich, kann aber nicht leicht beantwortet werden. Es gibt sicher vielerlei Gründe für dieses Verhalten. Kenner der Situation sagen, dass die IS-Miliz nicht nur mit Waffen aus der Welt geschafft werden kann. Es müssen die Ursachen behoben werden, weshalb Menschen sich diesem Terrorismus verschreiben.
Die deutsche Ärztin und Psychoanalytikerin Marianne Leuzinger-Bohleber bringt in einer Abhandlung einen Gedanken, der mir überlegenswert erscheint. Sie schreibt:
„Jugendliche, die in ihrem adoleszenten Identitätsfindungsprozess scheitern und weder persönlich noch beruflich Perspektiven entwickeln können, sind besonders anfällig für Radikalisierungen und für eine Verführung durch fundamentalistische Ideologien und Ersatz-Vaterfiguren.“
Die Psychoanalytikerin meint damit, dass der Verlust oder die Abwesenheit einer authentischen väterlichen Autorität sich schlimm auswirkt. Wo nämlich die Väter versagen, weil sie die Familie verlassen haben, wird bei den Kindern leicht der Keim für die Neigung zu Gewalt und Radikalismus gelegt. Wo Kinder nicht in der Familie, bei Vater und Mutter, Orientierung und Lebenssinn erfahren, suchen sie dies dann über eine Gruppenzugehörigkeit außerhalb der Familie.