Eine Kurskorrektur
Im Winter 2010 von Robert Prenner
Wohl kaum andere Begriffe haben so an Bedeutung verloren, wie die Worte „Buße“ und „Umkehr“. Während Fasten heute wieder „in“ ist, kann man mit dem Wort Buße nicht mehr viel anfangen: Man denkt an Unterdrückung eigener Gefühle, Einschränkung des Lebens und Selbstdemütigung. Was ist aber Buße wirklich? Am Aschermittwoch beginnt ja die Fastenzeit, auch österliche Bußzeit genannt.
Am Rückgang der Beichten zeigt sich am deutlichsten, dass Buße in eine Krise geraten ist. Andererseits weist die Statistik der Telefonseelsorge auf einen starken Anstieg an Hilfesuchenden hin, die mit ihren Ängsten und Sorgen nicht mehr fertig werden. Das sagt doch, dass das Angebot der Kirche und wirkliches Leben sich nicht mehr decken und dass man unter Buße etwas mehr Negatives versteht: Opfer, Abtötung und Selbstverleugnung. In der Vergangenheit hat man zu viel das Sündenbewusstsein betont. So entstand ein Grundmisstrauen. Man sah leider zu wenig die dahinter stehenden Ängste der Menschen, ihre Einsamkeit und innere Leere.
Buße, richtig verstanden, ist vor allem eine Kurskorrektur, eine Änderung der Richtung und besteht in der Abkehr vom Bösen und in der Hinwendung zum Guten: Das Gute im Menschen zu stärken und die Freude daran zu wecken, wäre der eigentliche Sinn der Buße. Die Art, wie Jesus mit Menschen umgegangen ist, war doch von einer überquellenden Güte geprägt. Und genau diese Zuwendung hat die Menschen verändert. Denken wir nur an die Begegnung Jesu mit dem Zöllner Zachäus (Lk 19, 1-10). Indem Jesus sich dem Zöllner zuwandte und ihn aus seiner Isolierung und Ichbezogenheit herausholte, löste er in diesem Mann eine unsagbare, nie verspürte Freude des Angenommenseins aus. Dieses Erleben ließ alle bisherigen Werte – das viele Geld vor allem – als belanglos erscheinen. Mit Freude konnte der Zöllner sagen: „Die Hälfte meines Vermögens gebe ich den Armen, und wenn ich jemanden betrogen habe, erstatte ich es vierfach.“