Miteinander
Im Winter 2010 von Werner Axmann
Christen leben in unterschiedlichen Konfessionen, z.B. als evangelische und katholische Christen. Auch in Meran. Leider. Denn voneinander getrennte Christen, die sich alle auf ein und denselben Jesus Christus berufen, sind ein Skandal. Dieser Skandal wird nicht dadurch erträglicher, dass er nun schon fast 500 Jahre andauert. Mit einer gespaltenen Christenheit dürfen wir uns nicht abfinden. An getrennte Christen dürfen wir uns nicht gewöhnen.
Katholische und evangelische Christen in Meran leben nicht gegeneinander und auch nicht nebeneinander her. Sie leben vielfach miteinander. Sie achten sich gegenseitig, sie besuchen sich, sie unterstützen sich und sie beten miteinander. Das ist nicht selbstverständlich. Ältere Mitbürger wissen sehr wohl, dass es in Meran nicht immer so war.
Am 20. Jänner 2010 fanden sich evangelische und katholische Christen deutscher und italienischer Muttersprache am Abend zu einem gemeinsamen Gottesdienst in der evangelischen Christuskirche ein. Anlass war die Gebetswoche für die Einheit der Christen. Diese Woche wird seit etwa 100 Jahren in der Zeit vom 18. – 25. Jänner begangen. Weltweit beten Christen in anglikanischen, evangelischen, katholischen und ostkirchlichen Gemeinden um eine Einheit, wie Gott sie will. Seit vielen Jahren auch in Meran.
Der Gottesdienst in der heurigen Gebetswoche stand unter dem Thema: „…und ihr seid Zeugen!“ Mittelpunkt des Gottesdienstes waren drei Weggeschichten aus dem Lukasevangelium. Der Weg der Frauen zum leeren Grab, der Weg der beiden Jünger nach Emmaus und der Weg Jesu mit den Jüngern hinaus aus der Stadt Jerusalem. Drei Pfarrer trugen jeweils die biblische Botschaft nach Lukas vor und legten dar, was Begegnung mit dem Auferstandenen bedeutet und bewirkt. Das geschah an drei verschiedenen Plätzen in der Kirche, um so auch das „Unterwegs“ zu symbolisieren.
Eine sehr schöne Geste schloss sich an: Buchlesezeichen wurden verteilt. Alle konnten auf die Rückseite ihres Lesezeichens Gedanken oder Wünsche schreiben und mit einem Friedensgruß das Lesezeichen mit einem Gottesdienstnachbarn austauschen.