Palmlilie, Yuccapalme
Yucca L.
Im Herbst 2011 von Dr. Wilhelm Mair
Die majestätischen Blütenschäfte der Palmlilien und Agaven bringen ein fremdländisches Gepräge nach Meran und ergeben am Tappeinerweg und in den Gartenanlagen schöne Fotomotive. Die stacheligen Blattrosetten machen die Palmlilien das ganze Jahr über zu einem Blickfang; am schönsten aber sind sie, wenn sich ihr prachtvoller Blütenstand entfaltet. In ihrer Heimat werden sie auch „Baum des Lebens“ genannt, weil sie einem ständigen Überlebenskampf ausgesetzt sind.
Das natürliche Verbreitungsgebiet der meisten Yucca-Arten liegt in Mittelamerika, hauptsächlich in den trockenen Gegenden Mexikos und der westlichen USA, einige Arten sind auch in den feuchteren Regionen der mexikanischen Küstenebene und den östlichen USA verbreitet. Aufgrund der riesigen Verbreitungsareale sind sie unterschiedlichen Umweltbedingungen angepasst: Sie wachsen in den Sanddünen, wo karger Boden und sommerliche Dürre anderen Pflanzen ein Gedeihen unmöglich machen, auch am Strand und in Bergregionen bis 2700 m, aber auch in Wäldern. Sie erreichen in ihrer Heimat oft beträchtliche Größen; die bei uns gedeihenden Arten sind von bescheidener Größe, aber deswegen nicht weniger beeindruckend.
Der Name Palmlilie leitet sich vom entfernt palmähnlichen Schopf und den lilienartigen Blüten ab. Die Bezeichnung Yuccapalme ist aus botanischer Sicht falsch, da es sich bei Yucca nicht um ein Palmengewächs handelt. Systematisch werden die Pflanzen in die Unterfamilie der Agavengewächse (Agavoideae) in der Familie der Spargelgewächse (Asparagaceae) gestellt.
Die Palmlilien sind mehrjährige, verholzende Pflanzen, die je nach Art einen Stamm bilden oder nicht, verzweigt sind oder nicht. Die schwertförmigen, parallelnervigen, starren und dornig zugespitzten Blätter stehen endständig am Stamm in großen, rosettenartigen Schöpfen und sind blaugrün bis graugrün gefärbt. Die Blattränder sind glatt oder seltener gezähnt oder ausgefranst. Die rispigen, bis 1,5 m hohen Blütenstände sind mit vielen glocken- oder kugelförmigen Blüten behangen. Erfolgt die Befruchtung, bilden sich fleischige, dreikammerige Samenkapseln mit schwarzen Samen.
Die Palmlilie ist ähnlich wie die Feige (Ficus) ein typisches Beispiel für das Zusammenwirken von Pflanzen und Insekten. Viele Vertreter dieser Gattung sind auf eine Bestäubung durch Weibchen der Yucca-Motte (Tegeticula yuccasella) angewiesen. Dieses Insekt überträgt die Pollen, die in eine klebrige Masse eingebettet sind, auf die Narbe der Blüte und führt so die Befruchtung herbei. Es legt in die Fruchtknoten seine Eier ab; die später schlüpfenden Larven fressen einen Teil der gebildeten Samen und seilen sich dann an einem Faden in die Erde ab, wo sie sich verpuppen. Der Kreis schließt sich mit dem Schlüpfen der Motte, die auf diese Weise ihr Überleben gesichert hat. Diese merkwürdige Art der Befruchtung ist der Grund dafür, dass außerhalb ihrer Heimat viele Yuccaarten nicht fruchten.
Yucca gloriosa L., Herrliche Palmlilie: Diese winterfeste Art wird bei uns häufig angepflanzt. Ihr kurzer Stamm ist mitunter verzweigt. Die Blätter stehen steif aufrecht oder leicht überhängend. Im Herbst (Oktober-November) öffnen sich die glockenförmigen, cremeweißen und außen rötlich getönten Blüten. Diese Palmlilie wird als Zierpflanze im Freien gezogen, aber auch als Topfpflanze verwendet. Die forma plicata hat der Länge nach etwas gefaltete Blätter.