Zwieback und Biskuit
Im Winter 2012 von Dr. Luis Fuchs
Die Haltung der Landesregierung dem Sparpaket von Mario Monti gegenüber sei zweispältig, berichtete kürzlich die Sprecherin der RAI Bozen. Zweispältig, zwiespältig oder zweispaltig? Im Grunde ist hier zweispältig nicht ganz abwegig, denn zweiseitig ist die Position zwischen Zustimmung und Ablehnung. Jedoch muss das Eigenschaftswort auch heute noch zwiespältig lauten, da es vom Althochdeutschen zwispaltig herrührt. Es darf auch nicht mit zweispaltig verwechselt werden, im Bereich des Druckwesens sind damit in zwei Spalten gesetzte Texte gemeint.
Die ursprüngliche Silbe „zwi“ stand für das Zahlwort „zwei“ und wir verwenden sie immer noch in den Wörtern Zwietracht, Zwielicht, Zwiegespräch und Zwillinge. Ebenso verrät der Zwieback, dass er „zweimal gebackenes Brot“ ist, was dem italienischen biscotto (lateinisch „bis“ = zweimal, „coctum“ = gekocht, gebacken) und dem französischen biscuit entspricht.
Immer wieder halten wir verunsichert inne, wenn wir zwischen Wörtern mit ähnlichem Klang auswählen müssen. Wird eine zweistündige Führung durch die Stadt Meran angeboten, dauert sie zwei Stunden, also sollten wir vorsichtshalber gute Schuhe anziehen. Wohingegen eine zweistündliche Führung nur alle zwei Stunden beginnt, wir sollten uns rechtzeitig einfinden. Derselbe Unterschied zeigt sich im Wortpaar zweiwöchig und zweiwöchentlich: Ein zweiwöchiger Lehrgang dauert vierzehn Tage, der „Meraner Stadtanzeiger“ erscheint zweiwöchentlich, also im Zwei-Wochen-Rhythmus.