Meraner Musikwochen - „Himmlische Musik“
„Schaulaufen“ der Stars wird fortgesetzt
Meraner Musikwochen – „Himmlische Musik“
„Schaulaufen“ der Stars wird fortgesetzt
Violinist Daniel Hope und sein Projekt „spheres“ mit berühmten „Gästen“
Als der Ausnahmedirigent Yannick Nézet-Séguin am 26. August um 16 Uhr zum ersten Mal den Kursaal in Meran betrat, blieb er zuerst sprachlos stehen und sagte dann: „Was für ein wundervoller Saal“. Am Nachmittag probte der Maestro mit dem Rotterdam Philharmonic Orchestra, bevor er ab 18 Uhr durch die Stadt spazierte und um 20 Uhr mit zahlreichen Broschüren über Meran und Prospekten Meraner Hotels in den Konzertsaal zurückkehrte. Dort wurden eine halbe Stunde später die 28. Meraner Musikwochen von deren Präsidenten Hermann Schnitzer eröffnet. Das anschließende Konzert bestätigte den guten Ruf dieses Orchesters und war ebenso ein Highlight wie das Gastspiel des NHK Symphony Orchesters aus Tokio unter Charles Dutoit oder die ausverkauften „Eröffnungskonzerte“ der Reihen colours of music (mit dem Quintett Canadian Brass), vox humana (mit dem Vokalensemble Calmus aus Leipzig) und matinée classique” (mit dem Pianisten Volker Banfield).
Am 5. September setzt der Violinist Daniel Hope seine für die Meraner Musikwochen entwickelte Konzertreihe fort. Um 20.30 Uhr stellt Hope im Kursaal die CD-Produktion „spheres“ vor – und tritt danach um 22.30 Uhr mit „Musica Universalis“ von Johann Paul von Westhoff, Erwin Schulhoff, Heinrich Ignaz Bieber, Krzystof Penderecki, Alfred Schnittke und Johann Sebastian Bach als Solist in der Heilig-Geist-Kirche auf. Im Kursaal lässt sich Hope dabei vom Deutschen Kammerorchester Berlin und vom Rundfunkchor Berlin begleiten.
Hopes „Sphärenmusik“ umfasst 16 Stücke, darunter vier Ersteinspielungen. Der Solist ließ sich dabei von der alten Vorstellung inspirieren, dass Sterne und Planeten auf ihren Umlaufbahnen Töne produzieren. Der in der griechischen Antike entwickelte Begriff für diese Himmels-Polyphonie lautet „symphonía“. Das Projekt „spheres“ kann auf vielerlei Art und Weise interpretiert werden, angefangen von der Erkundung jener Stücke, die mit einem Konzept außerirdischer Musik verbunden sind, das ebenso leicht aus dem 17. wie aus dem 21. Jahrhundert stammen kann. Aber die Kreisform einer „Sphäre“ kann sich auch auf den häufigen Einsatz von Wiederholungen in der modernen Musik beziehen – vom Minimalismus eines Philip Glass über die Fusion zwischen Minimalismus und gefühlsbetonteren Musiksprachen in Michael Nymans „Trysting Fields“ (aus dem Soundtrack zu Peter Greenaways Film „Drowning by Numbers“) bis zur „Eliza Aria“ von Elena Kats-Chernin.
Hope mischt altes Material (etwa von Johann Paul von Westhoff oder Gabriel Fauré) mit zeitgenössischer Musik (von Ludovico Einaudi, Karsten Gundermann, Arvo Pärt, Aleksey Igudesman, Max Richter, Karl Jenkins, Gabriel Prokofiev oder Alex Baranowski). Die Idee von einer „Musik“ sich aneinander reibender Planeten steht dem Musiker eines Streichinstruments, auf dem Töne von einem über die Saiten streichenden und Vibrationen auslösenden Bogen erzeugt werden, natürlich sehr nahe. „Du nimmst da viele periphere Klangfarben auf und ich glaube, das ist eine interessante Analogie, auch weil Pythagoras daran glaubte, dass es diesen peripheren Klang gibt, den die Planeten erschaffen. Das ist ein ebenso merkwürdiger wie fesselnder Gedanke. Und das ist der Grund, warum ich eine zeitgenössische Position einnehmen wollte, in dem ich bereits existierende Stücke, die diesem Ansatz entsprechen, ausgewählt und dazu neue Musik in Auftrag gegeben habe“, so Daniel Hope.