Der Birkenhof am Schludernser Berg - moderne Bergbauern
Im Sommer 2014 von Dr. Johannes Ortner
Auf einem Bergbauernhof ist es eigentlich nicht überraschend, wenn man die Bäuerin während des Einkochens von Gemüse interviewt. Frauen können eben mehrere Sachen gleichzeitig! Und Jungbäuerin Alexandra Hilber vom Birkenhof am Schludernser Berg muss tagtäglich ihren „Mann“ stehen, denn der auf 1.220 m Seehöhe liegende Bauernhof ist ein Hofschank – ausgestattet mit einem kleinen Hofladen – und bietet Gästen Ferienwohnungen sowie Zimmer mit Halbpension an. Der „Rote Hahn“ wacht über die Einhaltung der Qualitätskriterien: einheimische Produkte – aus dem eigenen Stall, vom eigenen Garten und von den eigenen Feldern.
Der Vater der Bäuerin, Albuin Hilber, ist als gelernter Maurer, der „Mann für alles“. Er errichtete 1992 die neue Hofstelle samt Stall und Stadel buchstäblich mit eigenen Händen, in unzähligen Schichten nach Feierabend. Den Hofnamen fand man sogleich: In’t Wies und af’t Woad wåchsn pan ins hålt viele Pirchn!
Wanderparadies Waalweg
Der Birkenhof ist von Schluderns aus in rund zehn Minuten mit dem Auto erreichbar. Lohnender ist allerdings eine Wanderung über einen der vielen Waalwege, die das Wasserwåsser vom Saldurbach den dürstenden Wiesen des Sonnenbergs zuführen.
Von Mals ausgehend kann man den Sunnensteig einschlagen und über den urgeschichtlichen Siedelplatz Ganglegg, den Leitenwaal und den Berkwaal in rund drei Stunden angenehmen Dahinwanderns zum Birkenhof gelangen.
Über den Gschneirer Waal, der oberhalb des Hofs verläuft, kann man – vom Grein-Hof aus startend – den Birkenhof in 1½ Stunden erreichen. Der Gschneirer Waal ist Teil des Geheimtipps Vinschger Höhenweg, der in sieben Etappen von Schloss Juval bis zur Etschquelle begangen werden kann.
Das Bewässerungswasser für die Birkenhof-Wiesen liefert der Gschneirer Waal: die Road (Abfolge des Wassernutzungsrechts) teilt dem Hof alle 14 Tage 24 Stunden lang das Wasser zu. Dank eines Reservoirs und Beregnungsschläuchen, die man mit Hand verstellen muss, wird dann so viel wie möglich bewässert. Die nächste Investition ist ganz sicher eine Beregnungsanlage, zelm praucht ma lai mea off und zua tean!
Vom Tal herauf kommend, kann man von der Churburg oder von Spondinig aus in jeweils 1½ Stunden zum Hof hinaufwandern.
Eine herrliche Aussichtswarte als Urlaubsdomizil
Für Ferien- und Pensionsgäste kann es kaum einen schöneren Platz zum Ausspannen geben: Der Blick schweift von der Tschenglser Hochwand zu König Ortler, weiter über die Münstertaler Alpen bis zum Watles. In der Tiefe die Talweitung des Obervinschgaus mit seinen aneinandergeklebten Ortskernen, dazwischen die Erlenwälder der Schludernser Au. Die Gäste aus Deutschland, Italien, der Schweiz und Belgien sind begeistert! Neben dem Parkplatz befindet sich ein Kinderspielplatz mit Trampolin, sollten den Kleinen die Wanderungen nicht anstrengend genug sein ...
Das Ferienhaus verfügt über zwei Wohnungen (insgesamt sechs Betten) sowie ein Doppelbettzimmer, bietet insgesamt also acht Personen Unterkunft. Drei bis dreieinhalb Monate ist der Birkenhof voll ausgebucht. Geöffnet hat er insgesamt von Ende April bzw. Anfang Mai bis Ende November.
Lebendig geht es zu auf dem Birkenhof, bevölkern doch elf Menschen den Hof: Vater Albuin und seine Frau, die beiden Jungbauern Daniel und Alexandra und ihre eigenen vier Kinder, die schon fleißig mithelfen sowie zwei kleinere Schwestern von Alexandra.
So weit möglich alles von eigener Hand!
In einer großen Gaststube, die 25 Leuten Platz bietet, kann man die hofeigenen Köstlichkeiten verzehren: den Speck, der in einer Räucherkammer unter Zugabe von Kranewitt geselcht wird, die Eier von glücklichen Hennen, den Käse, die Schweinswurst, das eingelegte Sauerkraut. Dazu werden selbst gebackene Paarlen, Vollkornbrot, Schüttelbrot (gewürzt mit Brotklee!) und Weißbrot aus „Regio-Korn“ (Vinschger Korn) gereicht. Eine Spezialität ist der süße Zopf aus Weißbrot und Butter, der von der Hausherrin mit Liebe geflochten wird. Gebacken wird in zwei modernen Backöfen im großzügigen Arbeitsraum.
Aus den beiden hofeigenen Gemüsegärten werden die Salate, Zucchini (zum Einlegen) und zahlreiche Küchenkräuter geholt.
Für die Zubereitung des Antipasto benötigt man „Paradeiser“, diese müssen – wie das Bier, der Wein und die Keschtn zum Törggelen im Herbst – zugekauft werden. Aber der Rote Hahn erlaubt, dass knapp 50 % der Produkte zugekauft werden.
Möchte man eine Spezialität als Erinnerung mitnehmen, kann man im Hofladen, unter einem gemauerten Gewölbe, seine persönliche Auswahl an Honig, Marmeladen und Säften treffen.