Schüttelbrot in Duden aufgenommen
Im Winter 2014 von Dr. Luis Fuchs
Unsere Knödel haben sich längst in den deutschen Wortschatz eingereiht, kein Wunder, sind sie ja schon auf einem Fresko um 1200 n. Chr. in der Schlosskapelle von Hocheppan dargestellt. Nun ist auch unser Schüttelbrot zu Ehren gelangt: In der neuesten Auflage des Rechtschreib-Dudens ist es erstmals enthalten. Es wird als „hartes, knuspriges, gewürztes (Südtiroler) Fladenbrot“ den Unkundigen erklärt. Leider befindet sich das Schüttelbrot in schlechter Gesellschaft mit neuen Begriffen des 21. Jahrhunderts wie Gammelfleisch und Klebefleisch. Einem Flexitarier dürfte dies eher sauer aufstoßen: Er isst eigentlich alles gerne, wenn er aber Fleisch isst, soll es von guter Qualität und artgerechter Haltung sein. Ganz auf das Geschmackserlebnis konzentriert sich der Gourmet im Dunkelrestaurant; die servierten Speisen muss er in absoluter Finsternis erschmecken, bedient wird er meist von blinden Kellnern.
An die fünftausend neue Wörter wurden in der 26. Auflage des Rechtschreib-Dudens erfasst, sodass man darin nunmehr 140.000 Stichwörter abrufen kann.
In den neuesten Wortschatz Eingang gefunden haben auch sogenannte „Wörter des Jahres“ wie Teuro, Wutbürger und Stresstest. Aus Enttäuschung über politische Entscheidungen protestieren die Wutbürger, Empörung über unverhältnismäßig fette Pensionsvorschüsse für unsere Landespolitiker hat vielen Südtirolern vor Wut den Kragen platzen lassen. Auch der Shitstorm, wörtlich der „Scheißesturm“, steht jetzt im Duden; dieser Sturm der Entrüstung blies kürzlich dem Moderator Bruno Vespa entgegen, als er in der RAI-Sendung „Porta a Porta“ den frischgebackenen Landeshauptmann und mit ihm die Südtiroler Autonomie verhohnepipelte.
Neben dem Fahrradschloss und dem Türschloss finden wir nun das Liebesschloss im Duden; bezeichnet wird damit ein an einem Brückengeländer angebrachtes Vorhängeschloss, dessen Schlüssel als Zeichen der ewigen Liebe in den Fluss geworfen wird. Die Spindschlösser kommen uns dabei in den Sinn, welche von den in Meran stationierten „Najoni“ nach Ende der Dienstzeit am Geländer der Theaterbrücke befestigt wurden. Anlässlich der Sanierungsarbeiten an der Brücke wurden die Schlösser entfernt; ein kleines Denkmal wurde dafür in Form einer Säule neben der Polonio-Kaserne erstellt.