Im Alter nützt auch Torheit nichts
Im Sommer 2016 von Dr. Luis Fuchs
„Wir dürfen jetzt nur nicht den Sand in den Kopf stecken“, mahnte Lothar Matthäus nach einem Spiel der Mannschaft Rapid. Hat der Trainer damals aus Unwissenheit die bekannte Redewendung entstellt oder ist ihm einfach ein Versprecher unterlaufen? „Das wird doch alles von den Medien hochsterilisiert“, beklagte sich Bruno Labbadia, der Cheftrainer des Hamburger SV; es liegt auf der Hand, dass er „hochstilisiert“ sagen wollte, also handelt es sich auch hierbei um einen „Lapsus Linguae“.
Wenn Wörter oder Redewendungen aus Unwissenheit oder auch mit Absicht entstellt werden, dann spricht man von Verballhornung. Diese Bezeichnung geht auf den Lübecker Buchdrucker Johann Ballhorn zurück, der im 16. Jh. eine Fassung der lübeckischen Stadtrechte druckte, die von sinnentstellenden Fehlern nur so strotzte. Eine solche Aktion wird heute als Verschlimmbesserung bezeichnet.
„Die Mannschaft spielte unter aller Kanone“, war letzthin der Kommentar manch eines Fußballfans. Diese Redewendung „unter aller Kanone“ ist eine Verballhornung des lateinischen „sub omni canone“ und bedeutet eigentlich „unter jeder Messskala“. Die 10. Ausgabe des Meraner Straßenkunstfestivals hat uns wieder ein „Kunterbunt“ an Akrobatik, Clownerie und Livemusik beschert. Wenn hierbei ein buntes Vielerlei angeboten wurde, so ist die Bezeichnung selbst nicht auf das Eigenschaftswort „bunt“ zurückzuführen. Hierbei handelt es sich nämlich um eine Verballhornung des lateinischen „contrapunctum“, das für eine Musiktechnik stand, in der mehrere Stimmen gleichzeitig nebeneinander geführt wurden.
Besonders Kabarettisten verstehen sich darauf, uns mit witzigen Entstellungen und grotesken Verzerrungen von Sprichwörtern und Redensarten Lacher zu entlocken. Gibt sich ein kapitalkräftiges Pärchen das Jawort, wird es mit dem Kommentar bedacht: „Reich und Reich gesellt sich gern“ und auch „Der Scheck heiligt die Mittel“. In Kreisen des Finanzadels lautet die Devise: „Wer Geld sät, soll Kapital ernten“. Gewinnansprüche werden scherzhaft angedeutet: „Wie stehen derzeit die Akazien?“ Mit verballhornten Redewendungen werden Kunden für Wellness-Produkte gelockt: „Wie man sich fettet, so riecht man“ und „Wie man sich füttert, so wiegt man.“ Der Brixner „Tschumpus“ ladet derzeit zum Kabarett „Ein SommerKnasttraum“ ein. Die Anspielung auf Shakespeares „Sommernachtstraum“ liegt hier auf der Hand.