Schlechtes Schulzeugnis! Was tun?
Im Winter 2016 von dialogo
Sehr geehrte Frau Dr. Cornelia Schmid,
das erste Semester in der Schule ist zu Ende und die Vergabe der Zeugnisse steht vor der Tür und somit auch der Stress. Dies wirkt sich sowohl auf meinen 15-jährigen Sohn als auch auf mich aus, da das Zeugnis schlecht ausfallen wird. Wir sind beide sehr angespannt. Was kann ich tun?
Danke, Martina M.
Sehr geehrte Frau M.,
ich danke Ihnen für Ihr Vertrauen. Es gibt mehrere Möglichkeiten, Ihrem Sohn zu helfen. Das Wichtigste ist, ihn zu stärken und nicht zu bewerten, d.h. nicht dramatisieren und nicht zu viel schimpfen, da Ihr Sohn wahrscheinlich eh schon ein schlechtes Gewissen hat. Nennen Sie ihm seine guten Eigenschaften, denn jeder besitzt viele Eigenschaften, welche in einem Zeugnis nicht aufscheinen bzw. auf die nicht Rücksicht genommen werden kann und die dennoch viel Anerkennung verdienen. Dadurch stärken Sie sein Selbstbewusstsein.
Wichtig ist, mit Ihrem Sohn darüber zu reden, was gut gelaufen ist, womit er zufrieden war und ihn zu ermutigen, sich aktiver am Unterricht zu beteiligen. Es gilt, mit ihm gemeinsam nach den Ursachen für die schlechten Noten zu suchen und Möglichkeiten zu finden, im zweiten Halbjahr aufzuholen. So bekommt er Selbstvertrauen und glaubt mehr an sich.
In diesem Zusammenhang kann es auch hilfreich sein, mit den Professoren zu sprechen. Regelmäßiger Austausch mit den Professoren kann helfen, seine Leistung und Einstellung zu ändern.
Frau M.: Mein Sohn sagt oft, keine Lust zu haben. Wie ist dies erklärbar?
Für diese sogenannte Unlust sind mehrere Faktoren verantwortlich und sie ist nicht die alleinige Schuld ihres Sohnes. Studien haben auch ergeben, dass das Lernen ein komplexer Prozess ist, in dem sowohl das Kind als auch Eltern und Lehrpersonen einbezogen sind. Ein positiver Lernprozess kann nur innerhalb eines gegenseitigen und aktiven Beziehungsverhältnisses stattfinden, das nicht nur schulische, sondern auch emotionale Aspekte beinhaltet.
Frau M.: Wovon hängt das gute Lernen ab?
Für das „gute“ Lernen und die Lernmotivation sind drei Aspekte ausschlaggebend.
Ein Aspekt bezieht sich auf die Einstellung Ihres Sohnes zu seiner eigenen Motivation. Ist er in einer aktiven Rolle gegenüber seiner Motivation? Stärkt und formt er sie selbst mit? Zum Beispiel: Gute Noten zu bekommen, kann das Ziel eines Schülers sein, um gut dazustehen oder um kompetenter zu werden. Die Schüler, welche motiviert sind, zu verstehen, was sie tun, haben mehr Selbstvertrauen und lassen sich durch Fehler oder schlechte Noten weniger entmutigen. Die Schüler, die nur an positiven Bewertungen interessiert sind, um Lehrern, Eltern und/oder Klassenkameraden zu imponieren, sind verletzlicher und zeigen weniger Frustrationstoleranz.