Das Gefühl der Einsamkeit muss nicht sein
Im Winter 2017 von Dr. Dagmar Pavan
Hallo, Frau Dr. Pavan,
ich bin 40 Jahre alt und Single. Wie kann ich es schaffen, alleine Sachen zu unternehmen? Oft bleibe ich zu Hause, weil ich niemanden finde, der mir Gesellschaft leistet. Ich merke, dass es für mich immer schwieriger wird, Anschluss zu finden. Ich könnte mich zum Beispiel einer Klettergruppe anschließen, mache es aber nicht, weil ich Angst habe, nicht beachtet oder aufgrund meines Single-Seins ausgegrenzt zu werden. Ich sollte es ja machen, damit ich neue Bekanntschaften schließen kann, aber ich habe Angst, enttäuscht zu werden und niemanden kennenzulernen. Irgendwie fühle ich mich blockiert. Bitte um dringenden Ratschlag!
LG Fritz
Lieber Herr Fritz,
ich verstehe sehr gut, dass Sie sich blockiert fühlen. Sie haben sich so viele emotive und konzeptuelle Hindernisse gebaut, dass Sie sich gar nicht anders fühlen könnten. Das erste Hindernis, das Sie sich gebaut haben, ist wohl der Gedanke, dass Sie alleine sind und alle anderen in glücklicher Gesellschaft in einem friedvollen Beisammensein ihr Leben verbringen. Die Realität entspricht dem nicht so ganz.
Ich denke, es ist gut, wenn wir hier bei einer Grundannahme starten. Wir sind alle alleine! Alleine mit uns selbst, und das, seit wir geboren sind. Sie können also nicht wirklich einsam sein, denn sie haben sich selbst! Das erste, was Sie nun machen sollten, um sich mit anderen wohlzufühlen, wäre, sich mit sich selbst wohlzufühlen. Halten Sie einen konstanten, authentischen Dialog mit sich selbst; lernen Sie, sich gern zu haben, Ihre Talente, Ihre guten und schlechten Seiten, Ihre Grenzen und auch Ihre Misere zu lieben. Suchen Sie nicht bei den anderen die Akzeptanz und die Wertschätzung, die Sie sich selbst nicht zugestehen. Beginnen Sie vorerst bei sich selbst. Akzeptieren und schätzen Sie sich in vollen Zügen. Und wenn Sie soweit sind, dann gehen Sie mit offenen Armen auf die anderen zu. Es sind auch nur Menschen, so wie Sie und ich. Es verbinden uns Ängste, Enttäuschungen, Schmerz, Glück, Einsamkeit und vieles mehr. Es gibt kein perfektes Leben, keine perfekte Welt. Also schleichen Sie nicht auf Zehenspitzen zur „Revival Party“, als ob Sie keine Einladung hätten und befürchten müssten, als unerwünschter Gast zur Tür befördert zu werden.
Die Angst vor dem Urteil, dem Vorurteil ist ein weiteres Hindernis. Bedenken Sie, dass wir alle diese Angst haben, einige mehr und andere weniger. Niemand hat die Garantie, zu gefallen, akzeptiert und geliebt zu werden. Wenn wir ein neues Abenteuer beginnen, wissen wir nie, ob es gut oder schlecht enden wird. Riskieren Sie es, so wie’s andere auch machen! Und vergessen Sie niemals: Was auch passieren wird, Sie haben immer sich selbst!