Editorial 01/2017
Lange Zeit war meine Verbindung mit Meran zwiegespalten: Hier in meiner Heimatstadt kannte ich die Leute, die Straßen und Plätze ebenso wie die versteckten Winkel. Doch als ich 18 Jahre alt war, wollte ich nur weg von hier: ausbrechen, der Enge entfliehen und die Welt sehen.
Nach Stationen in der Schweiz, in England, in Indien und Ostasien bin ich dennoch gerne hierher zurückgekehrt und habe es seitdem nie bereut. Wer einmal am eigenen Leib erfahren hat, wie es vielen Menschen in anderen Teilen der Welt geht, kommt mit einer Mischung aus Demut und Dankbarkeit nach Südtirol und in diese tolle Stadt zurück, in der es leicht fällt, zufrieden und glücklich zu werden.
Meran ist für mich längst eine echte Heimat geworden. Keine Heimat, um die ich Angst haben oder die ich verteidigen muss, sondern eine, auf die ich stolz sein kann und die ich mitgestalten darf, heute mehr denn je.
Die emotionale Verbindung zu den Menschen und dem Ort, an dem wir leben, ist ein wesentliches Element für unsere Zufriedenheit. Was uns miteinander und mit dieser Stadt verbindet, ist eine gemeinsame Geschichte – und es sind die Geschichten, die wir in dieser Stadt erlebt haben und über sie erzählen können. Das 700-Jahr-Jubiläum der Stadt, das wir 2017 feiern, ist eine ausgezeichnete Gelegenheit, uns dessen bewusst zu werden. Wir alle werden Gelegenheit erhalten, zurückzublicken und mehr über unsere eigene(n) Geschichte(n) in dieser Stadt zu erfahren.
Im Jahr 2017 soll Meran sich gewissermaßen selbst finden: mit allen Alteingesessenen und allen Neuankömmlingen, mit Jungen und mit Alten, mit Bürgerinnen und Bürgern aus allen Sprachgruppen und Stadtvierteln. Wir haben eine gemeinsame Geschichte, an der wir beständig weiterschreiben – und die jeder und jede von uns mitgestalten kann und soll, damit Meran für uns alle eine gemeinsame Heimat werden kann.