Erneuerung der Frigele-Trinkwasserleitung
Im Frühling 2017 von Philipp Rossi
Die Meraner Trinkwasserversorgung umfasst ein Verteilernetz von 130 km, Quellzuleitungen von 60 km, 7 Hochbehälter sowie 6 Tiefbrunnen. Die größte Schüttung für den Meraner Wasserbedarf, nämlich 60 %, kommt von den beiden Frigelequellen in Tschars in der Gemeinde Kastelbell. Weitere Quellen sind in Passeier jene von Grafeis, von Schweinsteg und Scheitz und von Saltaus sowie im Naiftal. Sie alle decken den Wasserbedarf der Stadt Meran sowie Teile des Bedarfs der Gemeinden Algund, Marling, Tscherms und Lana.
Erschließung der Frigele-Quelle
1959 stellte die Stadtgemeinde Meran beim zuständigen Ministerium in Rom das Ansuchen, eine gewisse Wassermenge von den Frigelequellen ableiten zu dürfen. Vier Jahre später wurde der Antrag durch das übergemeindliche Konsortium Meran-Algund-Marling-Tscherms-Lana gestellt und 1969 erging schließlich die erforderliche Konzession an dieses Konsortium. In den 1970er-Jahren wurde die Quelle dann erschlossen, im Juni 1982 folgte die offizielle Einweihung. 245 Liter pro Sekunde durften fortan von den beiden Quellfassungen am Fuße der Nörderseite in Tschars entnommen werden – dies entspricht ungefähr 500 Tankwagen pro Tag. Rund 6,5 Millionen Kubikmeter Wasser fließen pro Jahr durch eine 19,7 km lange Leitung nahe der Trasse der Vinschger Bahn bis zur Töll und von dort weiter bis zum Wasserverteiler in Marling. Von den 19,7 km Leitung waren ursprünglich 12,4 km in Eternit ausgeführt, die restliche Strecke in Stahl.
500 Tankwagen Trinkwasser pro Tag fließen die 19,7 km lange Leitung von Tschars bis zur Töll und nach Meran.
Austausch der Rohre
Im Laufe der Jahre verschlechterte sich der Zustand der Leitungen jedoch allmählich, sodass eine Erneuerung fällig wurde. Deshalb werden derzeit die alten Rohre aus Eternitbeton ausgetauscht und durch Gussrohre ersetzt. „Der Asbest im Eternit ist im Kontakt mit Trinkwasser für die Menschen vollkommen unschädlich, da hier keine Fasern in die Luft freigesetzt werden“, unterstreicht Geometer Martin Villa von den Stadtwerken, „allerdings weisen die Rohre bei den Verbindungsdichtungen undichte Stellen auf.“ Um größere Wasserverluste und die gefährlichen Auswaschungen von Erdreich zu verhindern, müssen die Rohre ausgetauscht werden. „Innen hingegen sind die Rohre fast noch wie neu“, unterstreicht Villa.
Trotzdem müssen die alten Eternitrohre von einer Spezialfirma entsorgt werden, so wie es ein Staatsgesetz vorschreibt. Deshalb werden die Rohre sofort nach dem Ausgraben in besondere Kunstofffolien gepackt, bis eine volle Ladung entsteht, die wiederum von der Spezialfirma mit besonderen LKWs abtransportiert wird und auf eine Sonderdeponie kommt. Was dort geschieht, konnten wir nicht in Erfahrung bringen.
Die neuen Gussrohre, deren Durchmesser 70 cm beträgt, besitzen eine Auskleidung aus Zementmörtel. Der blaue Außenanstrich ist ein Schutz und macht sie unverwechselbar als Trinkwasserleitungen erkennbar.
Beim letzten Bauabschnitt wurden die Rohre im Bereich des Stabener Bahnhofes ausgetauscht. „Wir gehen davon aus, dass wir dieses Baulos innerhalb Februar zu Ende führen werden“, sagte Anfang Februar ein Arbeiter der Baufirma De Carli aus Mantua, die den Auftrag erhalten hatte, und so war es dann auch.
Um allerdings die Wasserzufuhr für Meran auch während des Austausches der Rohre nicht zu unterbrechen, muss bei jedem neuen Bauabschnitt eine Überbrückungsleitung (Bypass) verlegt werden. Dieser provisorische Bypass besteht aber aus kleineren Rohren und er verläuft teils oberflächlich und mit verschiedenen Neigungen und auch Steigungen. Deshalb ist es notwendig, den Durchfluss mit drei Förderpumpen zu erhöhen, wobei eine dieser drei Pumpen zur Entlastung immer stillsteht. „Bei einem Gefälle von gerade einmal 2 ‰ sind wir gezwungen, dem Wasser auf seinem Weg künstlich, durch Pumpen, nachzuhelfen“, fügt Villa hinzu.
Ursprünglich wäre allerdings geplant gewesen, die neuen Rohre einige Meter neben der bestehenden Leitung zu verlegen, um letztere während der Dauer der Arbeiten noch verwenden zu können. Dies wäre aber aufgrund der Eintragung neuer Servituten aufwendig und aufgrund eines Doppelgrabens – die alte Leitung muss ja schließlich auch entsorgt werden – zu kostspielig gewesen.
Neue Baulose
Mit dem Abschluss der Arbeiten bei Staben sind von den ursprünglich 12,4 km Eternitrohren bereits 7,6 km durch Gussrohre ersetzt. Kürzlich wurde beschlossen, bereits heuer im Herbst mit dem nächsten Abschnitt zu beginnen, und zwar zwischen Staben und den Quellen beim Frigele-Hof in Tschars. Das Baulos hat eine Länge von 2,7 km und die Kosten belaufen sich auf 3,3 Mio. €, wovon auf die Gemeinde Meran 60 % also 2,2 Mio. € entfallen. Der gesamte Abschnitt verläuft quer durch Kulturgrund und erfordert die Rodung und Neuanpflanzung von 2 ha Obstanlagen. Ein besonderes Anliegen ist es, die Bauarbeiten möglichst schonend durchzuführen und die Beeinträchtigungen für die betroffenen Grundeigentümer gering zu halten. Deshalb gilt, zuerst die Ernte einzubringen und dann nur in den Wintermonaten zu arbeiten. Danach fehlt noch der Abschnitt zwischen Naturns und Plaus mit ca. 2,3 km Länge.
Die Austauscharbeiten werden direkt von der Gemeinde Meran ausgeschrieben und durchgeführt. Die Stadtwerke leisten dabei nur die technische Assistenz und müssen koordinieren, damit das Trinkwasser in den Häusern nie ausbleibt.
Finanzierung
Die Finanzierung der Sanierungsarbeiten wird anteilsmäßig durch die beteiligten Gemeinden (Gemeinde Meran 60 %, Lana, Algund und Marling jeweils 12 %, Tscherms 4 %) gesichert. Die Gesamtkosten wurden zu Projektbeginn mit ca. 15 Mio € geschätzt. Nach Abzug von begünstigten Darlehen und wegen der bis heute ausgebliebenen Preissteigerung dürfte sich der von den Nutzergemeinden mit Eigenmitteln zu deckende Kostenanteil auf ca. 10 Mio € belaufen. Davon entfallen auf die Gemeinde Meran ca. 6 Mio €.
Hohe Trinkwasserqualität
„Eine der größten qualitativen Stärken von Merans Trinkwasser liegt in den kurzen Wegen zwischen den Quellen und den Haushalten“, betont Geometer Martin Villa, „das Wasser ist im Durchschnitt gerade einmal einen Tag alt.“ Zudem reichere sich das Wasser noch vor dessen Entspringen mit natürlichen Mineralien aus dem Erdreich an. Dadurch besitzt das Meraner Trinkwasser eine ähnliche Qualität wie die im Handel erhältlichen Mineralwassersorten.
Durch den relativ niedrigen Härtegrad (siehe Analysentabelle) entstehen keine nennenswerten Kalkablagerungen in Haushaltsgeräten und man kann sich Enthärtungsmittel sparen. Auch die Waschmittelmengen kann man verringern.