Unser Ziel ist es, dass die Besucher das Museum interessiert und angeregt verlassen.
Im Herbst 2017 von Dr. Elfriede Zöggeler-Gabrieli
Seit 1. Januar 2017 ist Patrick Gasser Koordinator des Erlebnismuseums „Touriseum“ inmitten der Gärten von Schloss Trauttmansdorff, das mit ständig neuen Ausstellungskonzepten und immer wieder mit innovativen Vermittlungsprogrammen und Forschungsberichten aufhorchen lässt.
Meraner Stadtanzeiger (MS): Was sind die Aufgaben eines Museums im 21. Jahrhundert?
Patrick Gasser: Ein Museum hat kultur- und gesellschaftspolitische Aufgaben. Es gehört zu seinen schönen Pflichten, (Tourismus)Geschichte zu erzählen und erlebbar zu machen, in höchster Qualität. Damit schafft es für die Besucher aus Nah und Fern die Basis, unsere Kultur- und Landesgeschichte besser zu verstehen. Auf alle Fälle muss ein Museum heutzutage aber mehr bieten als nur zu informieren. Menschen können sich heute auf so vielfältige Weise Informationen holen. Ein Museum sollte ein Erlebnisort sein, ein Ort, an dem ich etwas erlebe, was ich in meinem Alltag zu Hause nicht erleben kann. Hier spielen in meinen Augen Faktoren wie Staunen, Wundern und Humor eine
große Rolle. Auf der anderen Seite sollten Museen aber nicht vollständig Teil der Marketing- und Unterhaltungsindustrie werden.
MS: Wie sieht Ihr Arbeitsalltag aus?
Patrick Gasser: Mein Arbeitsalltag beginnt mit dem täglichen Gang durch die Gärten von Schloss Trauttmansdorff hinauf zum Schloss. Einen attraktiveren und inspirierenden Einstieg in den Arbeitsalltag kann ich mir nicht vorstellen. Die Arbeit im Museum selbst bzw. in einem Schloss ist sehr abwechslungsreich und jeder Tag schafft neue schöne Aufgaben. Die vielen Stunden am PC werden dankbar unterbrochen von kreativer Planungs- und Konzeptarbeit. Zurzeit planen wir etwa einen Vintage-Markt, der Mitte November auf Schloss Trauttmansdorff stattfinden wird. Bereichert wird mein Arbeitsalltag durch die Möglichkeit, mit Kolleg(inn)en zu schaffen, die immer mit voller Leidenschaft für das Museum und seine Besucher da sind.
MS: Wie sieht denn der Weg von einer Idee zu einer Ausstellung, also die konkrete Organisation, aus?
Patrick Gasser: Eine Ausstellung ist vor allem eines: Teamarbeit. Das beginnt bereits bei der Themensuche. Reisen und Tourismus ist ein sehr weites Feld. Darum haben wir bereits zahlreiche Ideen für neue Ausstellungen in den nächsten Jahren. Wir im Touriseum versuchen, alle unsere Ausstellungen von Grund auf selbst zu machen. Das betrifft natürlich vor allem die Recherchen, die Inhalte, das Konzept, Texte, Bilder, Kataloge, Filme. Das bedeutet, dass eine neue Ausstellung eine Vorlaufzeit von knapp zwei Jahren hat. Unterstützt werden wir in der Umsetzung dann von Handwerkern und Grafikern. Denn neben den Inhalten ist uns auch die Gestaltung sehr wichtig. Für unsere aktuelle Ausstellung über die Alpenpässe war es uns deshalb auch wichtig, den Rundgang hinauf zum Schloss in eine Passstraße „umzubauen“. Mittlerweile erwarten die Besucher von Trauttmansdorff auch jedes Jahr neue, spannende, abwechslungsreiche Ausstellungen im Touriseum.
MS: Worauf sollten die Besucher bei einer Ausstellung besonders Acht geben? Was möchten Sie, dass die Gäste mit nach Hause nehmen?
Patrick Gasser: Mir ist wichtig, dass unsere Gäste einen angenehmen, anregenden Tag in unserem Schloss verbringen. Vor allem die Familien, denn wir sind in erster Linie ein Museum für die Familien. Unser Ziel ist es, dass die Besucher das Museum interessiert und angeregt verlassen. Touristen erleben bei uns einen Rundgang durch die Landesgeschichte, erzählt und vermittelt durch die Tourismusgeschichte. Der eine oder andere nimmt hoffentlich da oder dort auch Gedanken mit, die er dann vielleicht auch außerhalb des Museums reflektiert und diskutiert.
MS: Jeder Museumsbesucher wird in Ihrem Hause seinen Lieblingsplatz entdecken. Welches ist Ihr Lieblingsplatz in Ihrem Museum Touriseum?
Patrick Gasser: Das sind vor allem jene Orte, an denen am meisten Bewegung ist: das Südtirol-Spiel, das Kinderhotel Fantasia, wo sich Kinder, aber auch immer mehr Erwachsene, verkleiden dürfen. Aber auch der schattige Schlosshof, der bei uns mit seinen Liegestühlen eine Oase der Ruhe ist. Oder der Ausblick von den historischen Räumen im Schloss auf die herrlichen Gärten.
MS: Vor kurzem kam die Diskussion auf, dass es in Südtirol viel zu viele Museen gäbe, die sich gegenseitig das Wasser abgrüben hinsichtlich des Unterhaltes der Häuser und der Sammlungserweiterungen. Sind Sie auch dieser Meinung?
Patrick Gasser: Kulturelle Einrichtungen kann es in meinen Augen nie zu viele geben. Aber ich bin sehr wohl der Meinung, dass langfristige Strategien gesetzt werden müssen. Ein modernes, innovatives Museum ist mehr als nur ein Haus mit Kassa, Schauraum und Toilette. Neben den Hauptaufgaben wie Sammeln, Bewahren, Forschen und Vermitteln steht in einem Museum der (Besucher)Service an oberster Stelle. Südtirol hat in den letzten Jahrzehnten einen wahren Museumsboom erlebt. Das ist die eine Seite der Medaille. Aber jetzt geht es auch darum, diesen Qualitätsstandard, für den uns viele Nachbarregionen bewundern, in den nächsten Jahrzehnten mindestens zu halten.