Insp. Karl Kuppelwieser - Pionier des Südtiroler Berufsschulwesens
Erinnerungen zum 90. Geburtstag
Die Biografie
Karl Kuppelwieser wurde am 21. September 1924 in Trumsberg auf dem Vinschgauer Sonnenberg geboren. Er wuchs mit sechs Geschwistern in ärmsten Verhältnissen auf. Dementsprechend schwer und entbehrungsreich war der Weg nach oben.
Die wichtigsten Stationen und Ereignisse: Besuch des Gymnasiums in Dorf Tirol. Optionszeit. Abschluss der Oberschule in Rufach im Elsass mit Matura. Ausbruch des 2. Weltkrieges. Einberufung zum Militär und an die Front .Verlust eines Auges. Nach der Heimkehr vom Krieg, Universitätsstudium in Innsbruck mit Abschluss zum Doktorat. Die Schullaufbahn begann er als Lehrer und Direktor der Mittelschulen von Eppan, Sarnthein und Bozen. Im Jahre 1958 wurde er zum Inspektor des Südtiroler Berufsschulwesens berufen. Im Jahre 1994 trat Karl Kuppelwieser nach über 40 Jahren im öffentlichen Dienst in den Ruhestand. Am 21. September 2014 wird er 90 Jahre alt.
Der Inspektor und der Aufbau des Südtiroler Berufsschulwesens
Der Beginn: Der Aufbau des Südtiroler Berufsschulwesens geht auf das Jahr 1950 zurück. Damals gab es in Südtirol schon allenthalben berufsbildende Kurse. Für die Lehrlingsausbildung wird 1955 in Südtirol durch das Landesgesetz Nr. 3 vom 07.10.1955 der gesetzliche Grundstein gelegt: Der Besuch der Berufsschule wurde für jeden Lehrling zur Pflicht. Es ist die Geburtsstunde des Dualen Ausbildungssystems: Theoretischer und praktischer Unterricht in der Berufsschule und praktische Anlernung im Betrieb. Dies galt jedoch nur für Südtirol, nicht für das restliche Italien. Vorbild waren die deutschsprachigen Länder Österreich, Deutschland und die Schweiz.
Der Aufbau: Karl Kuppelwieser war von Anfang an maßgeblich am Aufbau beteiligt. 1958 wurde er zum Inspektor der Berufsbildung des Landes berufen. Er hatte ein klares Ziel vor Augen: Eine solide Berufsausbildung für Südtirol aufzubauen. Diese war wesentlich für die wirtschaftliche Entwicklung des Landes und für eine Existenzsicherung der jungen Menschen der deutschen und ladinischen Volksgruppe. Noch in den 50er-Jahren mussten viele auswandern, weil es in der Heimat keine Arbeit gab. Die Aufgabe von Insp. Karl Kuppelwieser war es, gleichzeitig für alle Standorte in Südtirol, in Schlanders, Meran, Bozen, Brixen, Bruneck, Gröden und Altenburg alle Rahmenbedingungen für einen Schulbetrieb zu schaffen, angefangen vom Lehrkörper, dem Schulgebäude bis hin zu den Lehrplänen und Unterrichtsmaterialien. Die überaus große Vielfalt der unterschiedlichen Berufe in den Sektoren Handel, Handwerk, Industrie und Gastgewerbe setzte Grenzen in der Realisierung. Für manche Berufe, die sogenannten Splitterberufe, mussten außerhalb des Landes Ausbildungsplätze gefunden werden: So z.B. für die Uhrmacher in Karlstein an der Thaya (NÖ) an der österreichisch-tschechischen Grenze. Alles ein fast unüberwindliches Unterfangen!
Damit aber nicht genug. Mit der Lehrlingsausbildung allein war es nicht getan. Es brauchte die Fachschulen und die Vollzeitkurse, wie Grundlehrgänge und andere Sonderkurse. Das Land Südtirol konnte aufgrund seiner Autonomie und der primären Zuständigkeit dazu die entsprechenden Voraussetzungen schaffen und musste nicht auf Entscheidungen aus Rom warten: Dies geschah mit dem Landesgesetz Nr. 9 vom 27.08.1962. In diesen Bereich fiel auch die Landeshotelfachschule Kaiserhof in Meran, die zuerst als einjährige Privatschule vom HGV geführt wurde und ab dem Schuljahr 1968/69 an das Land überging. Jede Landesberufsschule führte neben der Lehrlingsausbildung auch einjährige und mehrjährige Fachschulen wie z. B. für Bautechnik, Elektronik, Holz, Metall, Marmor, Bekleidung, für das Kunsthandwerk und das grafische Gewerbe, für soziale Berufe und für Menschen mit Behinderung. Es ging nur um eines, nämlich den Schülern eine gute und dem internationalen Standard entsprechende Ausbildung zu ermöglichen. Neben der Bedeutung einer gediegenen beruflichen Grundausbildung erkannte Karl Kuppelwieser auch die Bedeutung der Weiterbildung und der Spezialisierung. Zwei erfolgreiche Beispiele dafür sind die Meisterausbildung und die höhere Hotelfachschule. Sie wurden letztlich, wie auch die andern Schultypen, ein Aushängeschild Südtirols im In- und Ausland.
Um den Erfolg des Südtiroler Berufsschulwesens zu sichern, waren für Karl Kupperwieser drei Faktoren entscheidend:
1. Die kontinuierliche Aus- und Weiterbildung des Personals
Die Maxime war: Eine berufsbildende Schule muss voraus sein und nicht den wirtschaftlichen Entwicklungen hinterher hinken. Garantie waren dabei beste Referenten aus dem In- und Ausland.
2. Der gute Umgang mit seinen Mitarbeitern im Inspektorat, den Lehrpersonen und den Direktoren
Unter seiner Führungskompetenz haben Lehrkörper und Direktoren den nötigen Freiraum erhalten, die angestrebten Lehrziele mit großem Idealismus erfolgreich in die Tat umzusetzen.
3. Der Schulterschluss zwischen Schule und Wirtschaft