Alles für die Katz?
Im Winter 2019 von Dr. Luis Fuchs
Choupette hat in den Medien letzthin manch prominenter Persönlichkeit die Show gestohlen. Der „süßen“ Birma-Katze des Modestars Karl Lagerfeld wurde ihr Wasser stets in einem Silberbecher gereicht, zwei Hausmädchen umsorgten sie Tag und Nacht. Durch Werbeverträge für Autos und Kosmetik hat sich ihr Vermögen auf schätzungsweise drei Mio. Euro angehäuft.
Mutmaßlich bereits vor 10.000 Jahren haben Wildkatzen menschliche Siedlungen aufgesucht, denn wo Korn gelagert wurde, gab es auch Mäuse. Als Kulturfolger „mauserte“ sich die Katze zum Haustier, das schon den alten Ägyptern heilig war.
In Sprichwörtern und Redensarten wurden den Katzen privilegierte Rollen zugeteilt. Auf den Märkten galt früher die landläufige Warnung, ja nicht die Katze im Sack zu kaufen. In einem Volksbuch aus dem Jahre 1515 wurde berichtet, „wie Ulenspiegel ein lebendige Katz nägt (näht) in ein Hasenfell (und) in einen Sack für einen lebendigen Hasen verkoufft.“ Sogar Karl Valentin befasst sich in einem Klapphornvers mit viehischem Rollentausch: „Ein Kätzlein sagte zu dem andern, ich glaube schon ans Seelenwandern; die andre sprach, du hast's erraten, morgen sind wir vielleicht Hasenbraten.“ „Es war alles für die Katz“, machen wir unserm Ärger Luft, sobald sich ein aufwendiger Arbeitseinsatz als nutzlos erweist. Auf dem Fußboden, welches der eigentliche „Katzentisch“ ist, lauert die Katze auf ein paar Häppchen vom Menschentisch; was dort landet, ist ja für die Katz.
Doch nicht alles, was in Wendungen der Katze zugeschrieben wird, hat mit dem Stubentiger etwas zu tun. Wer die Nachwehen eines Rausches auszustehen hat, dem setzt der „Kater“ zu. Ein krallenloses Untier stand allerdings für die Bezeichnung Pate, das „Katarrh“, die griechische Bezeichnung für Schnupfen. Ganz und gar unschuldig ist die Katze am „Katzenjammer“, denn auch diese Unpässlichkeit ist der Maßlosigkeit zuzuschreiben. Das Wort hatte ursprünglich „Kotzen-Jammer“ gelautet; in Sachsen, wo das „a“ oft wie „o“ ausgesprochen wird, sollen Studenten aus Spaß das Wort umgetauft haben.
Was von der Katze herzurühren scheint, kommt manchmal ganz woanders her. So wurden in Österreich die Italiener despektierlich als „Katzelmacher“ bezeichnet. Als Norditalien noch zur Habsburger Monarchie gehörte, wanderten arme italienische Handwerker durch deutschsprachige Ländereien und boten selbst gefertigte Schöpflöffel zum Verkauf an. Solche Kochlöffel wurden auf Italienisch „cazze“ bezeichnet, tirolerisch nannte man sie „Gatzen“. Auch bei mir zu Hause war anno dazumal für ein kleines Sieb die Bezeichnung „Gatzl“ gebräuchlich.