Bei Stress – ab zum Waldbaden
Im Frühling 2019 von Dr. Luis Fuchs
„Waldness“ bieten die Touristiker im Salzkammergut neuerdings an. Wellness im Wald wird versprochen, mit Waldkneippen, Latschenbädern und Waldmassage. Offenbar lässt Waldness die Gäste tief eintauchen in die gesunde Atmosphäre des Waldes, Waldaromen bewusst riechen und genießen, die heilende Wirkung der Bäume und Waldpflanzen spüren. Neben der Waldness sollte man auch für „Seeness“ und „Bergness“ werben, meint ein Leserbriefschreiber in den OÖ Nachrichten, und damit Aktivitäten wie „Bergsteiging“, „Badning“, „Jausning“ und „Luftschnapping“ anbieten. Der Schreiber amüsiert sich mit leicht unterschwelliger Ironie über das Kunstwort Waldness, zu dem die Initiatoren wohl vom geläufigen „Wellness“ inspiriert worden sind. Dieser Ausdruck ist abgeleitet von den englischen Begriffen „well-being“, „fitness“ und „happiness“ und wird dementsprechend als „Kofferwort“ bezeichnet.
Die Auswirkungen, die ein Aufenthalt im Wald auf den Menschen hat, werden schon seit Jahrzehnten von japanischen Wissenschaftlern untersucht. „Waldmedizin“ gilt an japanischen Universitäten als ein anerkanntes Forschungsgebiet. Wer in Japan zum Arzt geht, weil er Schlafstörungen hat, erschöpft oder depressiv ist, dem verordnet der Arzt nicht selten „Shinrin Yoku“, was in etwa mit „Waldbaden“ übersetzt werden kann, weiß die Süddeutsche Zeitung zu berichten.
Mittlerweile setzen auch Südtirols Touristiker auf den Erholungswert des Waldes; hierfür werben sie lobenswerterweise unter der schlichten Bezeichnung „Waldbaden“. So lädt der Tourismusverein Tisens-Prissian zum Waldbaden am Vorbichl ein, wobei die Teilnehmer mit Hilfe spezieller Übungen angeregt werden, ihre Sinne gezielt einzuschalten und den Wald bewusst zu erleben. Im Feriengebiet Hafling-Vöran bietet man den Gästen Gelegenheit zum „achtsamen, absichtslosen Eintauchen in die Waldatmosphäre“ dieses Hochplateaus.