Blüht nicht zu früh!
Lesezeit: 2 minIm Winter 2020 von Dr. Luis Fuchs
Es sei „Frühling mitten im Winter“, ließ uns der Landesmeteorologe Dieter Peterlin Mitte Februar wissen. Bäume und Sträucher blühten bereits, sodass die Pollenkonzentration ein bis zwei Wochen früher als üblich explosionsartig angestiegen sei, stellte Edith Bucher von der Landesagentur für Klimaschutz klar. Der milde Winter hat die Zecken bereits munter werden lassen, erste Zeckenstiche werden vom Hygienedienst gemeldet.
Wann eigentlich beginnt der Frühling? Der astronomische Frühlingsbeginn wird auf der Nordhalbkugel mit der Tag-und-Nacht-Gleiche festgesetzt, welche auf den 19., 20. oder 21. März fällt. Heuer ist dies der 20. März. Die Meteorologen dagegen setzen den Frühlingsbeginn auf den 1. März an. Allerdings lässt die Natur jedes Jahr unterschiedlich ihre Launen spielen, sodass der Beginn einer Jahreszeit keinesfalls mit einem fixen Datum zu bestimmen geht. Der „Vorfrühling“ wird mit der Blüte der Schneeglöckchen und Frühlingsknotenblumen eingeleitet. Wir erfahren ihn mit all seinen Reizen bereits im Februar bei einem Spaziergang durch das Frühlingstal. Im „Mittfrühling“ treiben die Blätter von Rosskastanie und Birke aus; der „Vollfrühling“ ist durch Flieder- oder Apfelblüte gekennzeichnet.
Die Jahreszeit, welche die Menschen im Jahreslauf mit besonderer Ungeduld herbeisehnen, war immer schon der Frühling. „Komm, holder Lenz! Des Himmels Gabe, komm! Aus ihrem Todesschlaf erwecke die Natur.“ Den eindringlichen Bittruf lässt Joseph Haydn den Chor des Landvolks im Oratorium „Die Jahreszeiten“ anstimmen. Das Wort „Lenz“ ist uns aus der Dichtersprache vertraut, in der Allgemeinsprache wird die Jahreszeit des beginnenden Wachstums seit dem 15. Jh. als „Frühling“ oder „Frühjahr“ benannt. Im Tiroler Sprachraum ist durchwegs noch der Ausdruck „Langes“ gebräuchlich; das Wort geht auf den althochdeutschen „langez“ zurück, womit die Zeit der länger werdenden Tage bezeichnet wurde.
Wenn auch der Frühling frühzeitig ins Land zieht, lässt der Winter nicht selten das erste zarte Grün in Eiseskälte erstarren. Der „alte Winter“ sendet von den rauen Bergen noch gerne „ohnmächtige Schauer körnigen Eises in Streifen über die grünende Flur“, lässt Goethe den Faust beim Osterspaziergang deklamieren. Mitte Juni gibt es in unseren Breitengraden nicht selten einen Kälteeinbruch, der als „Schafskälte“ bekannt ist. Die Bezeichnung dieser Wetterlage bezieht sich auf die Schafe, die traditionell bis dahin bereits geschoren wurden und für die der Kälteeinbruch auf den Almen durchaus bedrohlich werden kann.
Im Gedicht „Die 5 Johreszeitn“ richtet Maridl Innerhofer das Augenmerk auf die Schönheiten der jeweiligen Jahreszeit. Mit der fünften Jahreszeit meint die Mundartautorin allerdings nicht die närrische Zeit, wohl aber die Zeit ohne die „Fremmen“. Beim „Langes“ kommt sie ins Schwärmen: