Der Mensch – ein Wiederkäuer
Lesezeit: 2 minIm Herbst 2019 von Dr. Luis Fuchs
„Kau g'scheit. Kau Natur. Kau Alpengummi.“ Die Bergfalke-GmbH bewirbt unter der Markenbezeichnung „Alpengummi“ ihren in Österreich hergestellten Kaugummi. Die Kaumasse werde aus heimischem Föhrenharz und Bienenwachs gewonnen, versichern die Hersteller, und könne als „erster natürlicher Kaugummi der Alpen“ bezeichnet werden. Diese Wertung ist wohl etwas überzogen, denn in der Volksmedizin wird seit alters her das Kauen von Fichtenharz bei Bronchitis angeraten. Arnold Achmüller, gebürtiger Südtiroler Apotheker in Wien, empfiehlt Fichtenharz als Kaugummi: Dieser reinigt die Zähne und hilft ebenso bei Mundfäule und Zahnfleischentzündungen. Warum auch hat man uns Kinder angewiesen, das Harz so lange zu kauen, bis sich die bittere, bröckelige Masse zu einem „Kaupech“ verfestigte.
Vorläufer des Kaugummis waren der Menschheit schon seit der Steinzeit bekannt. Die Zahnabdrücke eines Ureinwohners wurden bereits auf einem 9000 Jahre alten Stück Birkenpech in Skandinavien gefunden. Auch in der Schweiz fanden sich in freigelegten Pfahlbauten Birkenpech-Klümpchen, die möglicherweise als Kaugummi dienten. Nachweislich kauten die Ägypter Weihrauch und die Griechen das Gummiharz der Mastix-Pistazienbäume.
Wirtschaftliche Bedeutung erlangte der Kaugummi erst, als der Amerikaner Amos Tyler aus Ohio im Jahre 1869, also vor 150 Jahren, das erste Kaugummi-Patent zugesprochen bekam. US-Soldaten brachten nach dem Zweiten Weltkrieg das „Chewing Gum“ nach Deutschland. Mittlerweile besteht die verwendete Kaumasse durchwegs aus einem Konglomerat aus synthetischen Stoffen und Erdöl. Aber was solls, gekaut wird weltweit: zur Steigerung der Konzentrationsfähigkeit die einen, für die Zahnpflege andere, und manche nicht zuletzt zur Stressbewältigung. Der frühere FC-Bayern-Trainer Carlo Ancelotti machte es vor, wenn er bis zu 14 Streifen Kaugummi pro Spiel verbrauchte, wie er selbst zugab.