Die Gedanken sind frei
Im Frühling 2018 von Dr. Luis Fuchs
„Ich denke, also spinn ich.“ Dies sei zurzeit seine Lektüre auf dem stillen Örtchen, gab der Eventmanager Alex Ploner auf dem ff-Fragebogen zu. Die Autoren des Buches befassen sich mit der Frage, warum wir uns oft anders verhalten, als wir wollen. Der Titel ist offensichtlich vom bekannten Grundgedanken „Ich denke, also bin ich“ abgeleitet, auf dem der französische Denker René Descartes sein philosophisches System aufgebaut hat. Im „Cogito ergo sum“ sah der Philosoph den Beweis dafür, dass es ihn gibt und er sich dessen bewusst ist.
Weil dieser Leitgedanke so einprägsam formuliert ist, kommt er gerne in abgewandelter Form zu neuer Bedeutung. Im „Consumo ergo sum“ ist „denken“ einfach durch „konsumieren“ ersetzt worden, was unserem Zeitgeist besser entspricht. Wir konsumieren ja auch, um uns zu bestätigen, dass wir mithalten können, dass wir also schlichtweg existieren. „Konsumrausch“ und „Konsumterror“ sind in unser Vokabular eingegangen; Walter Andreaus von der Verbraucherzentrale bezeichnet unser Verhalten auch als „Turbokonsum“. „Immer wieder gibt der Mensch Geld aus, das er nicht hat, für Dinge, die er nicht braucht, um Leuten zu imponieren, die er nicht mag“, bringt es der US-Komiker Danny Kaye auf den Punkt.
„Dono ergo sum“ ist ebenso eine für manche Zeitgenossen zutreffende Variante des cartesianischen Prinzips. Es gibt welche, die geben, damit sie sich selber wahrnehmen können. Geben schenkt Aufmerksamkeit und Anerkennung, kann aber auch in Macht ausarten und vom Beschenkten als Verpflichtung verstanden werden.
„Ich koche, also bin ich“, wird sogar als Existenzbewusstsein ausgelegt. Im Laufe der Evolution habe das Kochen das Hirnwachstum beschleunigt und Mahlzeiten hätten sich als Motor der sozialen Entwicklung erwiesen, versichern uns Forscher der Yale University. Seit der Feuernutzung durch den Homo erectus könne man von der Zubereitung von Speisen sprechen, mit all der Vielfalt an Düften und Geschmacksnoten.