Diesen Sonntag kräht in Frankreich der Hahn
Im Frühling 2017 von Dr. Luis Fuchs
„Sollten die Franzosen der Präsidentschaftskandidatin Marine Le Pen eine Stimmenmehrheit verschaffen, dann würde der gallische Hahn einen Abflug aus der EU anstreben“, spekulierte der Fondsmanager Christoph Bruns in Cash.ONLINE über die richtungweisende Stimmabgabe in Frankreich.
Wie hat sich der Hahn zum Nationaltier des französischen Staates aufgeschwungen? Als inoffizielles Symbol findet man ihn als Verzierung für viele öffentliche Gebäude, wie im Louvre, in Versailles und auf Münzen. Der Hahn verweist auf die gallischen Wurzeln der Nation. Die Römer bezeichneten mit dem lateinischen Wort gallus den Hahn wie auch den Bewohner Frankreichs; durch ein Wortspiel ist der gallische Hahn, der coq, den Franzosen als Galionsfigur zuteilgeworden. Vielleicht wollten die Römer mit dem „gallus“ auf die Starrköpfigkeit und den Stolz der Gallier verweisen. Anderweitig hat der Hahn besonderen symbolischen Wert: Das Krähen des Hahns am Morgengrauen deutet auf den Sieg des Lichts über die Dunkelheit, den Triumph des Guten über das Böse hin. Als Symbol für Frankreich wird der Hahn heute vorwiegend im Ausland bei Sportveranstaltungen und in Karikaturen verwendet.
Im Reich der Vögel ist jedoch der Adler als Symbol und Wappentier vorherrschend. Er wurde meist mit der Sonne und dem Himmel in Verbindung gebracht. Als „König der Lüfte“ wurde ihm die Rolle des Boten der höchsten Götter zugeteilt, er war bereits im Altertum Königs- und Göttersymbol. Der altrömische Feldherrnstab trug an der Spitze die aquila, den Legionsadler, und das Zepter der späteren Kaiser war mit einem Adler bekrönt. Karl der Große übernahm das Adlersymbol für das erneuerte Römische Reich.
Im Rundbogenportal der Schlosskapelle von Zenoberg ist der Tiroler Adler als ältestes Zeugnis des Wappentieres vom Land Tirol in Sandstein gehauen. Der erste Tiroler Adler in Farbe ist am originalen Altar der Kapelle des Schlosses Tirol abgebildet; dieser Altar befindet sich im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum zu Innsbruck. Ab 1259 wurde in der Meraner Münzprägestätte der Adlergroschen geprägt; die Münze zeigt einen Adler mit ausgebreiteten Flügeln und war besonders in Oberitalien stark verbreitet. Das Wappen des Landes Südtirol trägt auch heute noch den bekannten Tiroler Adler und diverse Südtiroler Gemeinden haben den Adler als Wappentier erwählt, wie Meran, Tirol und Schenna.