Dreitausend neue Wörter
Im Sommer 2020 von Dr. Luis Fuchs
Heuer fiel der „Erdüberlastungstag“ auf den 22. August, bedingt durch die Corona-Pandemie mehr als drei Wochen später als letztes Jahr. Zu diesem Anlass verwiesen Umweltverbände wie die Jungen Grünen auf den bedrohlichen „Klimanotstand“, auf „ressourceneffizienten“ Umgang mit Rohstoffen und „Downcycling“ von Abfallstoffen. Diese neuen Wortschöpfungen aus dem Bereich Umwelt und Klima haben in den neuen Rechtschreib-Duden Eingang gefunden. In der kürzlich vorgestellten, umfassend überarbeiteten 28. Auflage sind 3.000 neue und somit insgesamt 148.000 Stichwörter enthalten. Gestrichen wurden 300 Wörter, weil nicht mehr zeitgemäß, wie Jägersmann, Lehrmädchen und beweiben.
Zu den Neuzugängen zählen Wörter, die noch vor einem Jahr Rätsel aufgegeben hätten: Covid-19, Lockdown, Reproduktionszahl und Herdenimmunität. Das Wort Corona war bereits in früheren Duden-Ausgaben als weiblicher Vorname enthalten. In die Neuauflage haben auch Genderbegriffe Eingang gefunden, die einen Einblick in neue Geschlechter- und Verhaltensmuster geben. Neu sind Begriffe wie gendergerecht, transgender, cisgender, pansexuell. Erstmals gibt der Duden Hinweise zum gendergerechten Sprachgebrauch, wenn es auch hierzu bisher keine Norm gibt. Als Beispiel wird auf das umstrittene Gendersternchen verwiesen. Es sei zu beobachten, dass sich diese Variante in der Schreibpraxis immer mehr durchsetzt: Sekretär*innen, Schüler*innen, Professor*innen.
Wortneuschöpfungen spiegeln die gesellschaftliche Befindlichkeit wider. Ohne „Elterntaxi“ wäre der Schulalltag kaum zu bewältigen und mit dem „Enkeltag“ gibt es für die Kinder Abwechslung in der Freizeitgestaltung. Sind Eltern übertrieben fürsorglich, heißt es, sie helikoptern. Poetischer Eingebung entsprungen scheinen Ausdrücke wie „Gänsehautmoment“ oder „Herzensprojekt“. Aus Südtiroler Sicht müssen wir es der Duden-Redaktion hoch anrechnen, dass sie bereits in der 26. Auflage unsere Knödel, das Schüttelbrot und das Vinschgerl in den Wortschatz aufgenommen hat.
„Liken“ in sozialen Netzwerken ist uns ein geläufiger Ausdruck; nunmehr wird eine negative Bewertung als “Dislike“ bezeichnet. „Hatespeech“, sich in Hassreden auszulassen, ist verbreiteter Unfug. Wenn man etwas als schön definiert, dann ist es „nice“. Was alt ist oder zumindest altmodisch aussieht, wird als „vintage“ beschrieben. Es ist gerade groß in Mode bei Kleidung, Möbeln und Schmuck.