Es kann ja nicht immer so bleiben hier unter dem wechselnden Mond
Im Sommer 2019 von Dr. Luis Fuchs
„Der weiße Mond geht von Haus zu Haus“. Im Gedicht „Nacht bei Meran“ von Kuno Seyr erscheint der bleiche Erdtrabant als vertrauter Menschenfreund. Bereits vor zweihundert Jahren schwärmte Matthias Claudius: „Seht ihr den Mond dort stehen? Er ist nur halb zu sehen und ist doch rund und schön!“ Doch wird der nahe Himmelskörper in alle Zukunft der Erde ein treuer Begleiter bleiben? Die Wissenschaft verneint dies, denn pro Jahr wächst die Entfernung zwischen Erde und Mond um vier Zentimeter. Seit der Landung der US-Astronauten vor fünfzig Jahren hat sich der Mond um zwei Meter entfernt.
Rätsel hat uns der Mond schon von jeher aufgelegt. Ist es von Bedeutung, dass der deutsche Mond männlich und die italienische „luna“ weiblichen Geschlechts ist? Allerdings, denn Wörter können von ihrem Genus her ganze Weltanschauungen bestimmen. Die „luna“ stellt in den romanischen Sprachen eine launische Dame dar, während die Deutschen im Mond einen freundlichen Begleiter sehen. Der deutsche Mond ist pünktlich und verlässlich; er war nicht zufällig die „Uhr der Urzeit“. Das Wort „Laune“ hingegen ist auf die lateinische „luna“ zurückzuführen, die nicht nur „Mond“, sondern auch „Laune des Glücks“ und „Stimmungsschwankung“ bedeutete; die Stimmungen des Menschen wurden als vom wechselnden Mond abhängig empfunden.
In verschiedenen Lebensbereichen gilt der Mond seit jeher als eine wichtige Orientierungshilfe, dementsprechend fand er Niederschlag in den Redewendungen. Wünscht man sich jemanden weit von sich weg, so möchte man ihn „auf den Mond schießen“. Einem Übergewichtigen könnte damit ein Gefallen erwiesen werden, denn wegen der geringeren Schwerkraft wiegt dort ein Mensch sechsmal weniger als auf der Erde. Ein rückständiger Zeitgenosse ist „hinter dem Mond zu Hause“; allerdings wäre er dort unwirtlichen Lebensbedingungen ausgesetzt, denn auf der Schattenseite des Mondes kann es minus 233 Grad kalt werden. Auf eine Uhr, die „nach dem Mond geht“, kann man sich nicht verlassen. Die Uhren der Astronauten hatten damals den extremen Anforderungen standzuhalten. Das Uhrenmodell an ihren Handgelenken war eine „Omega Speedmaster“, deren Ganggenauigkeit nicht mehr als plus/minus fünf Sekunden in 24 Stunden betragen durfte. Diese Monduhr musste hohen Druckunterschieden standhalten, durfte kein Licht reflektieren, musste stoßsicher, wasserdicht und antimagnetisch sein. Dass es Fotos vom ersten Mondspaziergang gibt, ist dem schwedischen Kamerahersteller Hasselblad und dem deutschen Optikunternehmen Zeiss zu verdanken. Für das Modell „500 EL“ mussten spezielle Filme entwickelt werden, die gegen kosmische Strahlung und Temperaturen bis zu 120 Grad resistent waren.