Gemeines Deutsch
Im Winter 2019 von Dr. Luis Fuchs
Kaiser Maximilian I., dessen Todestag sich am 12. Jänner zum 500. Mal jährte, hat zur wirtschaftlichen und kulturellen Blüte der habsburgischen Erbländer und somit auch des Landes Tirol wesentlich beigetragen. Als Förderer der Wissenschaft und der Künste hat er sich konsequent für die Entwicklung der deutschen Schreibweise eingesetzt. Maximilian ließ die kaiserlichen Kanzleien von der Verwendung des Lateinischen auf die Volkssprache umstellen; diese Wiener Kanzleisprache wurde dann als das „Gemeine Deutsch“ bezeichnet.
Vor etwa 1.200 Jahren gab es außer Klosterbrüdern kaum jemand, der des Schreibens fähig war, und unter Kaiser Karl dem Großen setzte sich das Latein als Sprache der Verwaltung durch. Verträge, Dokumente und auch private Schriftstücke, die nicht jeder verstehen sollte, wurden in Latein verfasst. Über Jahrhunderte hinweg war Deutsch die Sprache des gemeinen Volkes, aber auch die Sprache, in der die Wahrheit unverblümt ausgesprochen wurde.
„Ich muss mit dir mal deutsch reden“, sagen wir, wenn wir dem Gesprächspartner unmissverständlich zu verstehen geben, was Sache ist. Die Redensart ist seit dem 15. Jahrhundert belegt und enthält noch die ursprüngliche Bedeutung des Begriffes „deutsch“, nämlich „verständlich“, auch im Sinne von „volkstümlich“.
Später im 17. Jahrhundert eiferte ganz Europa dem Hof des französischen Königs Ludwig XIV. nach, und Adelige und Reiche kokettierten mit französischen Wörtern um die Wette. Die Madame parlierte mit dem Monsieur, bei Empfängen reichte man Bouillon und Biscuit, mit den Cousinen promenierte man zum Palais. Verwundert über den Sprachgebrauch am preußischen Hof äußerte sich der französische Philosoph Voltaire: „Man spricht hier nichts als unsere Sprache. Deutsch ist nur für Soldaten und Pferde.“