Gesprächspartner müssen sich gedulden
Im Sommer 2016 von Dr. Luis Fuchs
Die Situation ist uns bekannt: Wir sitzen in geselliger Runde, mitten in der Unterhaltung zückt einer das Smartphone, widmet diesem seine ganze Aufmerksamkeit. Statt am Gespräch teilzunehmen, wird Interesselosigkeit bekundet, dem Gegenüber bleibt man Antworten schuldig, das Lesen von WhatsApp hat Vorrang.
Worüber sich nicht wenige ärgern, hat nunmehr auch einen Namen: Phubbing. Es ist ein Kunstwort und besteht aus den Wörtern „phone“ und „snubbing“ (von „snub“, Brüskierung). Dieses Verhalten wird von anwesenden Personen vielfach als unhöflich empfunden, da es ja eine kommunikative Abschottung darstellt.
Das Gegenüber soll immer Vorrang vor dem Smartphone haben, legen uns Etikette-Trainer nahe. Erwarten wir eine dringende Nachricht, sollte das den Anwesenden vorher angekündigt werden, eine kurze Begründung hierzu ist angebracht.
Dass die Einstellung unserer Zeitgenossen in eine entgegengesetzte Richtung hin tendiert, wird von einer aktuellen Studie belegt. Der zufolge sind es 80 Prozent der bis 49-Jährigen, die ihren Gesprächspartner dem Handy zuliebe schon einmal vernachlässigen. Da wir durchschnittlich 150 Mal am Tag auf unser Smartphone schauen, ist es kein Wunder, wenn manch einer öfter auf das Display als in die Augen seines Ehepartners blickt. Nicht weniger als 33 Prozent der Kirchgänger erliegen der Versuchung, sogar im Gotteshaus auf dem Smartphone nach aktuellen Meldungen zu suchen. Es wäre sicher aufschlussreich für jeden von uns, am Ende eines Tages die Anzahl unserer aufs Handy gerichteten Blicke zu erfassen.