In den Medien tummeln sich Päpste zuhauf
Im Sommer 2018 von Dr. Luis Fuchs
„Er war der kürzeste Papst“, ließ uns kürzlich die Sprecherin vom Ö-Regional wissen. Sie bezog sich dabei auf den Kardinal Albino Luciani, der vor 40 Jahren zum Papst gewählt worden war. Sagen wollte die Ansagerin wohl, dem Papst Johannes Paul I. sei die kürzeste Amtszeit beschieden gewesen, denn nach einem Pontifikat von 33 Tagen ereilte ihn bereits der Tod. Genau genommen hatte es auch Pontifikate von kürzerer Dauer gegeben: Urban VII. brachte es im Jahre 1590 auf gar nur 13 Tage Amtszeit. Dass andersrum ein Papst allzu lange amtieren könnte, hatte der Minnesänger Walther von der Vogelweide befürchtet, als er in einem der sog. Reichssprüche klagte: „ Owȇ, der bȃbest ist ze junc, hilf, hȇrre, dȋner kristenheit!“
In letzter Zeit machen uns die deutschen Medien mit Persönlichkeiten vertraut, die sie auf die höchste Stufe der Wertschätzungsskala erheben und dementsprechend als „Päpste“
titulieren. So lässt sich das Fernsehpublikum von der kulinarischen Heilslehre des „Gourmetpapstes“ Alfons Schuhbeck in den Bann ziehen. Mit einnehmendem Pathos vermochte der Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki im populären „Literarischen Quartett“ die Bücherfreunde für gediegene Lektüre zu begeistern. Die „Süddeutsche Zeitung“ titulierte ihn als „Literaturpapst“ und der „Berliner Kurier“ sprach ihn als „Bücherpapst“ an. Zu den Kritikerpäpsten zählte auch Hellmuth Karasek, der uns als brillant auftretender und witziger „Kulturpapst“ zu beeindrucken wusste. Wie keinem anderen gelingt es dem österreichischen Journalisten Hugo Portisch, komplizierte politische und wirtschaftliche Zusammenhänge auch für Laien verständlich zu erklären; als „Geschichtspapst“ ist er über die Grenzen Österreichs hinaus angesehen.
Den deutschen Autoherstellern ins Gewissen redet derzeit der Verkehrswissenschaftler Ferdinand Duddenhöffer; da er wie kein anderer als Experte im Bereich Automobilindustrie gilt, wird er als „Autopapst“ angesprochen.
Wolf Schneider, Ausbilder mehrerer Generationen von Journalisten, brachte uns in zahlreichen Publikationen die Schönheit der deutschen Sprache nahe, warnte aber auch vor nachlässigem Umgang mit ihr. Ehre, wem Ehre gebührt: Die „Welt“ würdigte ihn zum 90. Geburtstag als „Sprachpapst“. Orientierung im Labyrinth der deutschen Sprache gibt uns der amtierende Sprachpapst Bastian Sick. Wer sich sein Werk „Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod“ zu Gemüte führt, wird mit dem Vergnügen, das der Umgang mit gutem Deutsch bereitet, reichlich belohnt.