Management ist das Zauberwort des Jahres
Im Winter 2018 von Dr. Luis Fuchs
In unserer „Zuvielisation“ hätten die meisten von uns an Konsumartikeln mehr als genug, meinte Hermann Glettler, der im Dezember geweihte Bischof von Innsbruck. Die Entsorgung von durchwegs genießbaren Lebensmitteln in Mülltonnen, wie jüngst nach der Landwirtschaftsmesse Agrialp in Bozen geschehen, ist nur ein Exempel dafür, mit welcher Gedankenlosigkeit wir mit dem „Zuviel“ an Konsumgütern umgehen. Die Wortneuschöpfung „Zuvielisation“ sollte als Denkanstoß zum Verzicht auf vielerlei Unnützes anregen.
Es ist faszinierend zu beobachten, wie ständig neue Wörter erfunden werden. Unsere Sprache bietet uns die Möglichkeit, durch Wortzusammensetzungen immer wieder neue Begriffe zu bilden. Das Ergebnis ist manch schönes Wort, leider auch manch abschreckendes Unwort.
Viele unserer Handwerksbetriebe könnten bereits als „glokal“ bezeichnet werden, bemerkte der Präsident des Handwerkerverbandes Gert Lanz. Die Südtiroler Handwerksbetriebe arbeiten nicht mehr isoliert in dunklen Tälern, sondern sind über Grenzen hinweg in überregionale Kreisläufe eingebunden. „Glokal“ ist eine aussagekräftige Wortneuschöpfung, die aus den Begriffen „global“ und „lokal“ gebildet ist.
Seit 1. Januar 2018 gibt es in Südtirol keinen Tourismusverein und keinen Tourismusverband mehr; diese sind durch „Destinationsmanagementeinheiten“ ersetzt worden. Die Bezeichnung ist aus zwei Fremdwörtern und nur einem deutschen Wort zusammengesetzt, sie ist in der abgekürzten Form als DME ebenso verwirrend wie gewöhnungsbedürftig. Überhaupt steht das Fremdwort „Management“ derzeit hoch im Kurs. Auch ein IDM, also „Innovation, Development und Marketing“, ist uns alles eher als geläufig. Gäste, die unser Land aufsuchen, könnten unter IDM versehentlich das „Institut für den Donauraum und Mitteleuropa“ meinen. Dem österreichischen Bundeskanzler Sebastian Kurz müssen wir allerdings zugestehen, dass das von ihm propagierte „Grenzmanagement“ zu seinem Wahlerfolg beigetragen hat.