Verstehen die US-Amerikaner auch Deutsch?
Im Winter 2017 von Dr. Luis Fuchs
„Deutschland, Deutschland über alles“, sang ein Solist bei der Eröffnungszeremonie der Tennis-Fed-Cup-Partie zwischen den USA und Deutschland. Dieser wichtige Wettkampf für Nationalmannschaften im Damentennis wurde Mitte Februar auf Hawaii ausgetragen. War es Zufall oder Absicht, dass die deutsche Nationalhymne ausgerechnet mit diesem Text angestimmt wurde, wo in Zeiten des Nationalsozialismus gerade diese Strophe zusammen mit der Kampfhymne „Die Fahne hoch“ für martialische Stimmung sorgte? „Einigkeit und Recht und Freiheit“, sangen gleichzeitig lautstark die deutschen Tennis-Damen, den Solo-Sänger mit Mikrofon zu überstimmen waren sie allerdings zu schwach. Da drängt sich doch eine Analogie auf: damals „Deutschland über alles“, heute „Amerika first“!
Wenn auch Trump mit der Bundeskanzlerin Merkel nicht gerade liebäugelt, so haben die Amerikaner gar nicht wenige deutsche Wörter längst lieb gewonnen. Vermutlich ist das amerikanische Englisch die Sprache, in der wir am meisten deutsche Wörter antreffen. Gerade die Gastronomie ist ein Tummelplatz deutscher Nationalgerichte. Das sauerkraut, die bratwurst und die leberwurst bedürfen in den Vereinigten Staaten keiner Übersetzung. Auch das schnitzel und die pretzel können bequem auf Deutsch bestellt werden; das gleiche gilt für frankfurter und hefeweizen. Nicht auszudenken, wie in der Gastronomie-Branche die McDonalds ohne die hamburger dastünden; rund 45 Milliarden von diesen Fertiggerichten werden von den Amerikanern im Jahr verdrückt. Nicht weniger wissen die Amerikaner das fahrvergnuegen zu schätzen. Welches Image der Volkswagen derzeit in den USA genießt, darüber halten uns die Medien auf dem Laufenden.
Eines der verbreitetsten deutschen Wörter bei den US-Amerikanern ist der kindergarten. Deutsche Einwanderer des neunzehnten Jahrhunderts betrieben solche Bildungsanstalten für Vorschulkinder, in denen Deutsch als vorherrschende Sprache beibehalten wurde. Bis heute hat sich die Bezeichnung „kindergarten“ gehalten.
In Deutschland, dem Land der Dichter und Denker, wurden Begriffe geprägt, die wortwörtlich übernommen wurden; bei Übersetzungen wären die ursprünglichen Bedeutungen verloren gegangen. So versuchen Amerikas Intellektuelle auch heute noch die weltanschauung zu definieren, den zeitgeist zu erfassen und den deutschen weltschmerz nachzuempfinden. Kommt der uebermensch Nietzsches zur Sprache, vermeidet man tunlichst, dafür das Wort „superman“ in den Mund zu nehmen.