Wie hört sich Stille an?
Im Winter 2016 von Dr. Luis Fuchs
Die Stadtgemeinde Meran hat unlängst einen Akustikplan erstellt, um die Lebensqualität der Bürger zu steigern. In diesem „Gemeindeplan zur akustischen Klassifizierung“ (GAK) sind sechs Klassen vorgesehen; von Klasse I im Bereich des Krankenhauses bis hin zur Klasse VI in einer Industriezone mit durchgehendem Betrieb.
Mit Lärmschutz hat sich jüngst auch der Landesrat Richard Theiner befasst, als er mit Bezug auf die Umweltauswirkungen des Flughafens in Bozen versicherte, „garantieren zu können, dass die Lärm- und Abgasemissionen unter Kontrolle gehalten und bestmöglich minimiert werden“. Bei manchen Anrainern schrillen die Alarmglocken, wenn vom Ausbau des Flughafens die Rede geht. Wenigstens von der Wortbedeutung her nicht zu Unrecht, denn Lärm ist aus Alarm hervorgegangen, der hinwiederum auf das italienische all'armi, also „zu den Waffen“ zurückgeht.
Welcher Lärmpegel ist einem Bürger zumutbar? In Linz hat ein Architekt bereits zwei gerichtliche Instanzen in Anspruch genommen, um das nächtliche Geläut der Domglocken einstellen zu lassen. Die angeblichen Schlafstörungen konnten die Richter nicht überzeugen, die Glocken verstummen zu lassen. Schall, Lärm und Geräusche, die jemand nicht mag, werden schon bei kleinen Lautstärken als störend empfunden; bezeichnet wird dieses Verhalten als Selektive Geräuschintoleranz.
Nicht die Kirchenglocken sind im Laufe der Zeit lauter geworden, wohl aber sind viele neue Lärmquellen dazu gekommen. Bereits im Jahre 1910 hat der Bakteriologe Robert Koch prophezeit: „Eines Tages wird der Mensch den Lärm ebenso unerbittlich bekämpfen müssen wie die Cholera und die Pest.“
„Der Weg zu allem Großen geht durch die Stille“ war schon der sonst gar nicht zartbesaitete Philosoph Friedrich Nietzsche überzeugt, er gab auch zu bedenken: „Die stillsten Worte sind es, welche den Sturm bringen.“