Jin Liwei
die Chinesin in Meran, die kein Heimweh nach China hat
Im Frühling 2019 von Eva Pföstl
Als Chinas Staatspräsident Xi Jinping kürzlich in Italien weilte, fuhr Jin Liwei von Meran nach Rom, um ihn am Flughafen zu begrüßen. Sie ist überzeugt, dass Italien und China wirksamere Beziehungen aufbauen und weiter verbessern müssen. „Der Ausbau der neuen Seidenstraße wird nicht nur dem Handel und Tourismus dienen, sondern auch dem Austausch von Ideen, Fähigkeiten und Talenten“ erklärt die 49-jährige Chinesin, die seit 1992 in Meran lebt und arbeitet. Mit ihrem Mann, der ebenfalls aus China kommt und den sie in Lana kennengelernt hat, führt sie das China-Restaurant „Primavera“.
Meraner Stadtanzeiger (MS): Warum sind Sie nach Meran gekommen?
Ich habe 1993 China verlassen, da mir meine Schwester, die in Modena ein Restaurant geführt hat, dazu geraten hatte. Dort habe ich dann erfahren, dass in Meran ein chinesisches Restaurant zum Verkauf stand und so bin ich nach Meran gekommen.
MS: Was gefällt Ihnen an Meran?
Meran ist eine wunderbare Stadt und hat mir auf Anhieb gefallen. Wir fühlen uns sehr wohl in der Stadt, mein Mann und ich haben uns gut integriert und wir haben viele Freunde und Bekannte. Unsere Kinder gehen in die italienische Schule, sprechen gut Deutsch und Südtiroler Dialekt und zu Hause sprechen wir Mandarin-Chinesisch.
MS: Was vermissen Sie in Meran?
Ich habe kein Heimweh nach China. Wenn ich in Urlaub nach China fahre, kenne ich fast niemanden mehr, weil ich schon zu lange weg bin. In China fühle ich mich fremder als hier, denn ich habe den chinesischen Lebensstil mittlerweile abgelegt. Was mir allerdings fehlt, sind die vielen chinesischen Gewürze, die hier nicht oder nur schwer zu finden sind. Insgesamt würde ich die Küche in China als besser und vielfältiger bezeichnen – aber die Südtiroler Küche ist sicherlich viel gesünder.