Der Essigbaum
Rhus typhina L.
Im Sommer 2014 von Dr. Wilhelm Mair
Wegen der schmucken und fein geschlitzten Blätter und ihrer farbenfrohen Herbstfärbung und auch wegen der karminroten, kolbenartigen Fruchtstände ist der Essigbaum zu einem gerne gepflanzten Gartengehölz geworden. Er stellt keine Ansprüche an den Boden und ist auch stadtklimafest.
Beheimatet ist der Essigbaum in den Laubwäldern Nordamerikas; seit Mitte des 17. Jhs. wurde er europaweit als Zierpflanze in Gärten und Parks eingeführt und ist von dort oft verwildert. Er ist ein ausläufertreibender und sich dementsprechend stark ausbreitender Neophyt, der durch dichte Bestände die einheimische Flora verdrängen kann; er unterliegt deshalb z.B. in der Schweiz dem Pflanzverbot. Er wird auch Hirschkolben-Sumach genannt, wegen der jungen Triebe, die samtig behaart sind und an ein Hirschgeweih im Bast erinnern. Der deutsche Name Essigbaum bezieht sich wohl auf den sauren Saft der Früchte, der nach Essig schmeckt. Der Baum gehört zur Familie der Sumachgewächse (Anacardiaceae) und ist verwandt mit dem Perückenstrauch (Cotinus coggyria), der im Meraner Stadtanzeiger Nr. 14 vom 12. Juli 2013 beschrieben ist.
Der Essigbaum ist bei uns ein höchstens 5 m hoher Strauch oder mehrstämmiger kleiner Baum mit kräftigen jungen Trieben und locker verzweigten, aufsteigenden Ästen. Er treibt unterirdische Ausläufer und bildet dickichtartige Kolonien. Die jungen Triebe enthalten ein orange-braunes Mark und weißen Milchsaft, der bei Verletzung austritt und an der Luft schwarz wird. Die wechselständigen Blätter sind bis 50 cm lang, unpaarig gefiedert und dicht behaart. Die 11 bis 31 Fiederblättchen sind länglich-lanzettlich, lang zugespitzt und am Rande ungleichmäßig gesägt, oberseits satt grün, unterseits graugrün bis weißlich. Die Blättchen der forma dissecta sind fast farnartig zerteilt. Prächtig ist die Herbstfärbung von gelb über orange bis scharlachrot. Die zweihäusigen Blüten (es gibt männliche und weibliche Pflanzen) sitzen in endständigen, rispigen Blütenständen; im Juni-Juli öffnen sich die gelbgrünen männlichen, meist wenig später die rötlichen weiblichen Blüten. Die Früchte sind scharlachrot filzig behaart und sitzen in kolbenartigen Fruchtständen, die auch im Winter am Baum bleiben. Die Früchte schmecken sauer und sind reich an Vitamin C; sie wurden in Amerika zur Herstellung eines Erfrischungsgetränkes verwendet. Die Rinde des Stammes und der Wurzeln sowie die Blätter weisen einen hohen Gehalt von Gerbstoffen auf und werden zum Gerben von Leder verwendet. Dazu werden vorwiegend die aus den Blättern des Gerber-Sumach (Rhus coriaria L.) gewonnenen Gerbstoffe verwendet. Die Früchte dieses Gehölzes sind in der Küche der südeuropäischen Länder („Sizilianischer Sumach“) und Vorderasiens schon seit uralten Zeiten als säuerliches Gewürz Sumak beliebt.