Der Gemeine Bocksdorn mit der „Wunderbeere“ Goji
Lycium barbarum L.
Im Herbst 2020 von Dr. Wilhelm Mair
Der auch als Chinesische Wolfsbeere bekannte Strauch wird in Zentral-China, in ostmediterranen Gebieten und seit einigen Jahren auch in Südtirol zur Gewinnung der Goji-Beeren kultiviert. Der anspruchslose Strauch wurde um die Mitte des 18. Jhs. in Europa als Zierpflanze eingeführte (Neophyt). Er wird auch als Bodenfestiger zur Dammbepflanzung verwendet.
Die Pflanze gehört zur Familie der Nachtschattengewächse (Solanaceae) und stammt ursprünglich vermutlich aus China. Schon der griechische Arzt Dioscurides von Samos (1. Jh. n. Chr.) gab der mit Stacheln bewehrten Pflanze aus Lykien (südwestliche Türkei) den Namen λύκιον; barbarus (lat.) = ausländisch, aus der Fremde.
Der Gemeine Bocksdorn ist ein 1 bis 3 m hoher, schwach bedornter und manchmal auch nicht bedornter, sommergrüner Strauch mit wirr durcheinander wachsenden, dünnen, bogig überhängenden Trieben. Die graugrünen Blätter sind schmal-lanzettlich, ganzrandig und beidseitig kahl. Die Blüten entspringen einzeln oder bis zu dreien in den Blattwinkeln. Die Blütenkrone besteht aus einer ca. 1 cm langen, engglockigen Röhre und einem ausgebreiteten Rand mit 5 lilafarbenen bis violetten Blütenlappen. Die 1 bis 2 cm großen Früchte sind eiförmige, saftige, scharlachrote Beeren. Der Strauch verbreitet sich mit Wurzelausläufern und Ablegern von herabhängenden Zweigen.
Der Bocksdorn wird in der chinesischen Küche und in der traditionellen chinesischen Medizin seit Jahrtausenden verwendet. Als „Superfood“ werden die Beeren geeigneter Sorten in getrocknetem Zustand zum größten Teil aus China weltweit exportiert. Wegen des Gehaltes an vitalen Inhaltsstoffen werden sie als Wunderbeeren ausgelobt. Unsere heimischen Wildfrüchte (Erdbeeren, Himbeeren, Johannisbeeren, Brombeeren u.a.) und andere Obstsorten können aber mit ihren Inhaltsstoffen auch da leicht mithalten.