Der Weißdorn stärkt das Herz
Crataegus L.
Im Frühling 2018 von Dr. Wilhelm Mair
Die Weißdorne sind eine artenreiche Gattung in der Familie der Rosengewächse (Rosaceae). Die etwa 200 Arten sind in den gemäßigten Klimazonen der Nordhalbkugel beheimatet; in Europa werden an die 20 Arten unterschieden, die aber schwer auseinanderzuhalten sind, weil sie sich leicht miteinander kreuzen und deshalb die Unterscheidungsmerkmale nicht eindeutig sind.
Der Eingriffelige Weißdorn (Crataegus monogyna Jacq.) ist die häufigste Weißdorn-Art in Mitteleuropa und auch bei uns in wärmeren Lagen als Flurgehölz, an Waldrändern und in lichten Laub- und Nadelmischwäldern bis 1.500 m heimisch. Als Zierstrauch und vor allem als Heckenpflanze wird er gerne in Gärten und Parkanlagen gepflanzt, weil er im Frühling eine reiche Blüte und im Herbst oft einen ebenso reichen Fruchtschmuck trägt. Allerdings ist der Weißdorn vor allem bei feuchtwarmer Witterung anfällig für Feuerbrand, eine Bakterieninfektion, die im Obstbau Probleme verursachen kann.
Das sommergrüne Gehölz wächst als 2–5 m großer Strauch oder kleiner Baum mit unregelmäßiger, rundlicher bis abgeflachter Krone. Die knorrigen Äste sind von der Basis an dicht verzweigt und tragen oft kräftige Dornen. Die oberseits sattgrünen und glänzenden Blätter sind tief, oft bis über die Blattmitte, in drei bis sieben an der Spitze gezähnte Lappen geteilt, unterseits sind sie stumpf hellgrün. Ab April bis Juni erscheinen in Rispen gedrängt die weißen, streng riechenden Blüten an behaarten Blütenstielen. Diese sind mit vielen dunkelroten Staubblättern und nur einem Griffel (monogyna) ausgestattet. Die kleinen, mehligen Früchte sind dunkelrot und apfelförmig mit nur einem Steinkern. Das fleischrote Holz ist sehr fest und hart; es wird für Drechslerarbeiten und zur Herstellung von Werkzeugstielen und Spazierstöcken verwendet. Die Extrakte aus den Blüten, Früchten und Blättern werden als Naturheilmittel verwendet und als ergänzendes herzkräftigendes Mittel nebenwirkungsfrei bei Altersbeschwerden eingesetzt.
Die sehr gute Schnittverträglichkeit macht das Gehölz geeignet als Heckenstrauch zur Abgrenzung von Gehsteigen, Straßenböschungen und Grundstücken, weshalb der Strauch auch Hagedorn genannt wird (althochdeutsch hag bedeutet Einfriedung). Die bedornten Zweige und der dichte Wuchs machen ihn zu einem Vogelnistgehölz und auch die Früchte bieten vielen Vogelarten reichlich Nahrung.
Der Zweigriffelige Weißdorn (Crataegus laevigata (Poir.) DC) hat eine ähnliche Wuchsform und Blüten, die zwei bis drei Griffel tragen; die Blätter sind nur wenig tief eingeschnitten und die drei bis fünf Lappen sind eher abgerundet; die Zweige tragen weniger Dornen; die Blütenstiele sind kahl; die Früchte enthalten zwei bis drei Steinkerne.