Die Buntnessel
Solenostemon scutellarioides (L.) Codd
Im Herbst 2020 von Dr. Wilhelm Mair
Wir haben die Taglilien mit ihren prächtigen Blütenfarben und die Herzblattlilien mit dem reizvollen, verschieden gezeichneten Blattschmuck vorgestellt. Diesmal beschreiben wir Pflanzen mit prächtig gefärbten und vielfältig gemusterten Blättern.
Tropische Gebiete Asiens und Afrikas sind die Heimat der Wildarten dieses Lippenblütlers (Labiaceae), wo sie an Flussufern, auf Feldern und in Wäldern wachsen. Die Pflanze ist als Gartenzierpflanze in der Mitte des 19. Jhs. nach Europa gebracht worden. Die Kultivierung durch Einkreuzung unterschiedlicher Arten wurde dann im 20. Jh. vermehrt betrieben und das jetzige Pflanzmaterial ist das Ergebnis immer neuer Farbkombinationen und Muster. Die Züchtungen waren lange als Coleus-Blumei-Hybriden bekannt, heute werden sie mit der Bezeichnung Solenostemon scutellarioides (Buntnessel) zusammengefasst. Sie sind als pflegeleichte Blattschmuckpflanzen für die Gartengestaltung und als Zimmer- und Balkonpflanzen sehr beliebt.
Die Buntnessel ist eine wärmeliebende krautige Sommerpflanze mit einer Wuchshöhe bis etwa 60 cm. Die Blätter der Horste bildenden Pflanze sind meist nesselförmig und samtig weich und zeigen so die Verwandtschaft mit der bei uns heimischen Taubnessel. Sie sind mit auffallenden Zeichnungen gemustert und prunken mit mannigfaltigen Farbmischungen, die von frischem Gelbgrün über leuchtendes Rot und helles bis dunkles Braun bis zu tiefem Violett reichen. Der natürliche grüne Farbstoff, das Chlorophyll, wird von den im Zellsaft gelösten wasserlöslichen, roten, violetten oder blauen Pflanzenfarbstoffen, den Anthocyanen, überdeckt. Bekanntlich ist das Chlorophyll ausschlaggebend für die Photosynthese, bei der mit Hilfe von Lichtenergie aus den energiearmen Stoffen CO2 und Wasser die energiereichen Kohlenhydrate/Zucker gebildet werden (Bericht im MS vom 11.06.2020: Wie betreiben blutfarbige Blätter Photosynthese?). Die Blattränder sind gewellt und/oder stark geschlitzt und gelappt. Die unscheinbaren, blassblauen bis hellvioletten Blüten stehen in Scheinquirlen im oberen Teil des aufrechten Blütenstandes. Der Pflanzensaft verbreitet bei Verletzung der Blätter oder Stängel einen angenehmen, frischen Geruch. Die Pflanze bevorzugt helle Standorte vor, aber nicht volle Sonnenbestrahlung; sie verträgt auch Schatten, verliert jedoch bei nicht ausreichenden Lichtverhältnissen die kräftige Färbung.