Die Echte Mariendistel
Silybum marianum (L.) Gaertn.
Im Winter 2022 von Dr. Wilhelm Mair
Wegen des Gehaltes bestimmter Wirkstoffe in den Samen ist die Mariendistel eine wichtige Heilpflanze mit auch schulmedizinisch anerkannter, die Leber schützender und stärkender Wirkung. Schon in der Antike wurde die Heilkraft der Pflanze erkannt und seit dem Mittelalter wird sie bei Schädigungen der Leber verordnet. Eine gewisse Bedeutung hat sie auch als Gegengift bei Knollenblätterpilz-Vergiftungen. Aufgrund ihrer positiven Wirkungen in der Medizin wurde die Mariendistel 2021 in Österreich zur Arzneipflanze des Jahres gekürt.
Die Mariendistel gehört zur großen Familie der Korbblütler (Asteraceae) und ist vor allem im Mittelmeergebiet verbreitet. Sie besiedelt Schuttplätze, Wegränder und Viehweiden auf meist trockenen, steinigen Böden in wärmeren Gegenden. In Südtirol sind nur wenige Fundorte bekannt. Für arzneiliche Zwecke und auch als Zierpflanze wird die Mariendistel kultiviert. Der Gattungsname Silybum stammt aus dem Griechischen und bedeutet Quaste, womit die auffälligen, kugelförmigen Blütenstände gemeint sind. Die Artbezeichnung und der deutsche Name haben die heilige Maria als Namensgeberin. Nach einer alten Legende entstammen die weißen Flecken auf den Blättern von der Milch der stillenden Maria. Die weiße Färbung lässt sich aber folgendermaßen erklären: Das oberflächliche Gewebe der Blätter ist an den betreffenden Stellen abgehoben und bildet darunter luftgefüllte, kleine Polster; wegen der veränderten Lichtbrechung erscheinen diese Bereiche weiß.
Aus einer Pfahlwurzel entspringen die glänzend grünen und charakteristisch weiß marmorierten, buchtig-fiederspaltigen und dornig bewehrten Grundblätter, die eine Rosette bilden. Die bei uns zweijährige Pflanze bildet noch im Herbst die Blattrosette, im darauf folgenden Jahr den Stängel und den Blütenkorb. Der 20-130 cm hohe Stängel trägt kleine Blätter, die ihn am Grunde umfassen. Die 4-5 cm großen Blütenkörbe sitzen endständig und einzeln an der Spitze der Stängel und sind von in Stacheln auslaufenden Hüllblättern umgeben. Sie enthalten röhrenförmige, purpurne Blüten, die für Bienen, Schmetterlinge, Hummeln und andere Insekten eine beliebte Nahrungsquelle sind. Die 6-7 mm langen Samen sind mit rauen Pappusborsten ausgestattet, die als Flugorgane zur Samenverbreitung dienen. Sie wird zur Gewinnung des Wirkstoffes Silymarin aus dem Samen für medizinische Zwecke gezielt großflächig kultiviert.