Die Gemeine Wegwarte
Cichorium intybus L.
Im Sommer 2020 von Dr. Wilhelm Mair
Die mehrjährige Pflanze gehört zur Familie der Korbblütler (Asteraceae) und zählt zu den häufigsten Wildkräutern. Man trifft sie meist an sonnigen und trockenen Standorten, an Straßen- und Wegrändern (daher auch der deutsche Name), in Randbereichen von Äckern und Feldern sowie als Pionierpflanze auf Brachflächen an. Die Heimat der Gemeinen Wegwarte ist Mittel- und Südeuropa, inzwischen ist sie fast auf der ganzen Welt verbreitet. Die Blätter der krautigen Pflanze wurden nachweislich schon von den Ägyptern, später von den Griechen und Römern als Gemüse gegessen. Blüten, Wurzel und Kraut wurden ab dem Mittelalter zu Heilzwecken verwendet.
Der Name Cichorium kann von den griechischen Wörtern κίω = gehen und χωρίον = Feld, Acker abgeleitet werden und bezieht sich auf Standorte der Pflanze, was auch für den deutschen Namen Wegwarte zutrifft. Die Artbezeichnung intybus geht auf das lateinische Wort intubus = Endivie zurück, das mit dem ägyptisch/arabischen Wort tybi = Januar verwandt ist, der Erntezeit der Endivie.
Die Milchsaft führende, krautige Staude wächst aus einer langen, spindelförmigen Pfahlwurzel unter günstigen Bedingungen bis 1,5 m hoch. Der sparrig verzweigte, geriefte und spärlich beblätterte Stängel steht auf einer Rosette mit gesägten Blättern, die an Löwenzahnblätter erinnern. Vom Frühsommer bis zum Herbst trägt die Gemeine Wegwarte meist himmelblaue, seltener rosafarbene oder weiße Blüten. Die meist am Stengel sitzenden, 3-5 cm breiten Blütenköpfchen bestehen nur aus Zungenblüten und sind von drüsig behaarten Hüllblättern umgeben. Die miteinander verwachsenen, dunkelblauen Staubbeutel bilden eine Röhre, durch die der Griffel hindurchwächst. Die Kurzlebigkeit der Blüten wird durch die Bildung zahlreicher Blütenköpfe, die kurz gestielt aus den Achseln kleiner Hochblätter sprießen, ausgeglichen. Die Bestäubung der Pflanze besorgen u.a. Bienen, wobei die ´Hosenbiene´ auf diese Pflanze angewiesen ist. Sie ist auch Futterpflanze für Raupen verschiedener Falter und die Samen dienen den Vögeln als Futter. Die ein paar Millimeter großen Früchte sind eilängliche Nüsschen.
Aus der Wildform, die als Heilpflanze verwendet wurde, entstanden durch natürliche Züchtung zwei Unterarten, die als Kulturpflanzen genutzt werden: Die gerösteten und gemahlenen Wurzeln der Kaffeezichorie dienten besonders in Notzeiten als Kaffee-Ersatz und dienen noch heute als Kaffee-Zusatz. Die Blätter der anderen Unterart werden als Salat bzw. Gemüse geschätzt und sind als Chicorée und Radicchio bekannt. Auch die als Spätsommersalat bekannte Endivie ist mit der Wegwarte nahe verwandt.
Weil die Pflanze schon seit Tausenden von Jahren wegen des Gehaltes von Bitter- und Gerbstoffen als Heilpflanze geschätzt wurde, haben sich um sie viele Sagen und Mythen gebildet, die der Wegwarte auch außergewöhnliche Zauberkräfte zuschreiben.