Die Gewöhnliche Vogelmiere
Stellaria media (L.) Vill.
Im Winter 2022 von Dr. Wilhelm Mair
Wir stellen heute ein Nelkengewächs (Caryophyllaceae) vor, das bescheiden aussieht und sich als hartnäckiges Unkraut ausbreitet. Es begleitet seit uralten Zeiten den Menschen als Heilkraut mit vielen positiven Eigenschaften und auch als wertvolles Nahrungsmittel. Die Gewöhnliche Vogelmiere, auch unter dem Namen Hühnerdarm bekannt (wegen der kriechenden, runden und gewundenen Stängel), stammt wahrscheinlich aus dem europäisch-westasiatischen Raum und ist mittlerweile weltweit verbreitet. Sie besiedelt nährstoffreiche Ackerränder, fast jeden Garten, Weinberge, Unkrautfluren und Schuttplätze.
Die Pflanze wächst mit niederliegenden oder aufsteigenden Stängeln etwa 10-40 cm lang und bildet oft dichte Rasen. Die Stängel sind einreihig behaart, ein charakteristisches Merkmal, das die Pflanze bei der Wasserversorgung unterstützt. Die frischgrünen Blätter sind gestielt, eiförmig und spitz zulaufend. Die Blüten stehen in wenigblütigen, doldenartigen Blütenständen und öffnen sich nur bei Sonnenschein. Die 3-5 mm kleinen, weißen Blütenblätter sind bis zum Grund geteilt, mitunter fehlen sie ganz. Rundliche Kapselfrüchte enthalten die rötlichbraunen Samen.
Weil die Pflanze fast ganzjährig sehr ausbreitungs- und vermehrungsfreudig ist, wird sie meistens als Unkraut empfunden, doch ist ihr Nutzen nicht zu unterschätzen, da die dichten und flach wachsenden Ausläufer den Boden im Sommer vor Austrocknung und im Winter vor direkter Kälteeinwirkung schützen. In der Naturheilkunde fand die Pflanze früher und findet auch jetzt noch vielfältige Anwendung: Sie reinigt und stärkt den gesamten Organismus. Das Kraut kann man zu Saft pressen, als Salat zubereiten oder als Wildgemüse dünsten, dabei hat es den Vorteil, dass es mild schmeckt. Als Inhaltsstoffe sind besonders Vitamin C, Gerb- und Mineralstoffe (Kieselsäure, Mg, Ca, Ka, Fe u.a.) hervorzuheben. Die Samen sind ein beliebtes Vogelfutter.