Die Kamelie, blütenreich und prächtig
Camellia japonica L.
Im Frühling 2016 von Dr. Wilhelm Mair
Die Kamelien gehören zu den Teestrauchgewächsen (Theaceae) und sind eng verwandt mit dem Teestrauch (Camellia sinensis), der den Grünen und Schwarzen Tee liefert. Benannt sind sie nach Georg Joseph Kamel (1661–1706), der als Jesuitenpater, Apotheker und Naturforscher auf den Philippinen tätig war.
Mehrfach misslang der Versuch, die wertvollen Teepflanzen aus China nach Europa zu holen. Anfang des 18. Jhs. versuchten es Engländer, aber in der Schmuggelware befanden sich Zierkamelien statt der erwarteten Teepflanzen. Sie waren für die Teeproduktion ungeeignet, begeisterten aber durch reiche und schöne Blütenpracht. Gegen Ende des 18. Jhs. waren die Kamelien in ganz Europa verbreitet und im 19. Jh. wurden sie die Modepflanzen in adeligen und großbürgerlichen Kreisen. Sie gerieten dann in Vergessenheit, weil Nelken und Rosen den Vorzug bekamen, aber mit der Einführung neuer Zuchtsorten werden sie seit der Mitte des 20. Jhs. wieder vermehrt gepflanzt. Die Mehrzahl der vielen Tausend bis heute gezüchteten Sorten stammt von einer einzigen Art, Camellia japonica, ab. Die Kulturformen variieren in der Blütenfarbe und -form, aber auch in der Wuchs- und Blattform.
Kamelien sind dicht verzweigte, immergrüne Sträucher oder kleine Bäume und können nur in wintermilden Gegenden im Freien kultiviert werden. Häufig werden sie als Kübelpflanzen gezogen und sind so bei frostigen Wintertagen für einen Umzug in ein wärmeres Quartier leichter bewegbar. Die einfachen, eiförmigen oder breit elliptischen Blätter sind glänzend und ledrig, obenauf dunkelgrün, unterseits heller und braun punktiert, am Rande fein gesägt. Die sehr kurz gestielten, großen Blüten stehen einzeln oder paarweise in den Blattachseln und sind meist duftlos. Sie sind einfach, halbgefüllt oder gefüllt, haben die Form von Rosen, Anemonen oder Päonien. Sie sind von weiß über rosa bis dunkelrot gefärbt, einfarbig oder mehrfarbig, gestreift oder gefleckt. Die äußeren Staubfäden sind bisweilen bis zur Hälfte ihrer Länge zu einer Röhre verwachsen. Die Blütezeit reicht vom Spätwinter – deshalb werden die Kamelien auch „Rosen des Winters“ genannt – bis in den Frühling. Die wenigen Samen liegen in einer verholzenden, kugeligen Kapselfrucht. In ihrer Heimat Ostasien werden Kamelien schon seit vielen Jahrhunderten als Zierpflanzen kultiviert. Es gibt in Europa nur wenige Exemplare, die über 200 Jahre alt sind. Eines steht im Park des Schlosses Pillnitz bei Dresden im Freien und wird von Oktober bis Mai in einem fahrbaren Glashaus vor Kälte geschützt. Diese Kamelie kann bis 35.000 Blüten tragen.
Eine Art, die man bei uns auch im Winter blühend in Gärten bestaunen kann, ist die Duft- oder Herbst-Kamelie (Camellia sasanqua Thunb. und Hybriden); sie ist eine kältetolerante Art aus Japan, die ab Ende September weiß bis rosa gefärbte, nicht gefüllte Blüten trägt (Gartensorten können auch gefüllte und kräftig karminrote Blüten tragen); die wohlriechenden Blüten (orientalisch anmutender Duft, der an Moschus und feuchte Erde erinnert) gleichen denen einer Heckenrose. Der Strauch hat eine offenere Wuchsform und kleinere Blätter.