Mittelmeer-Zypresse, Säulen- und Trauer-Zypresse
Cupressus sempervirens L.
Im Winter 2012 von Dr. Wilhelm Mair
Ein charakteristischer Nadelbaum des Mittelmeergebietes schmückt auch in und um Meran die Promenaden, die Gartenanlagen von Ansitzen, Hotels, Villen und Gehöften sowie Hausgärten und Straßen und gibt der Landschaft mit seiner eleganten Säulenform ein südländisches Gepräge: die Mittelmeer-Zypresse. Ihre Heimat sind die gebirgigen Gegenden Kleinasiens und des Nordirans. Von dort gelangte sie über Griechenland und Zypern in den gesamten Mittelmeerraum. In der Toscana und an den Berghängen des Gardasees, wo sie Gehöfte und Olivenhaine einrahmen und schützen sowie Wege und Straßen säumen, ist sie neben dem Ölbaum und der Pinie ein landschaftsprägender Baum. Bereits zu Ende des 17. Jahrhunderts wurde der Baum im Etschtal bis Meran angesiedelt und als Ziergehölz angepflanzt, besonders bei Ansitzen von Adelsherren, bei Burgen, Kirchen und Friedhöfen.
Die Mittelmeer-Zypresse, auch Säulen- und Trauer-Zypresse genannt, ist eine immergrüne Baumart aus der Familie der Zypressengewächse (Cupressaceae). Der Artname sempervirens bedeutet immer grünend und wurde dem Baum gegeben nicht nur wegen der immergrünen Belaubung, sondern auch wegen ihres Holzes, das als unzerstörbar galt.
Der Baum erreicht unter günstigen Bedingungen eine Höhe von 30 m und zeigt sich in zwei Wuchsformen: Die Wildform var. horizontalis (Echte Zypresse) besitzt eine breit kegelförmige Krone mit zahlreichen, fast waagrecht abstehenden Ästen, während bei der Kulturform var. stricta (Säulen-, Trauer-Zypresse) die Äste steil ansteigen, dem Stamm eng anliegen und eine spitz-kegelförmige Krone bilden. Die dunkelgraue Rinde ist dünn und faserig. Die Endzweiglein an den Ästen stehen nach allen Richtungen ab. Die etwa 1 mm langen Blätter sind dunkelgrün, kreuzweise gegenständig, schuppenförmig und liegen den Zweigen eng an. Zerriebene Zweiglein duften nur schwach. Die gelb bis gelbbraun gefärbten männlichen Blüten stehen in großer Zahl an den Enden von Kurztrieben. Die walnussgroßen, holzigen, weiblichen Zapfen sind eiförmig oder kugelig; die schildförmigen Samenschuppen sind glatt und mit einem leicht erhöhten Nabel versehen, junggrün oder olivgrün, später glänzend braun. Die Samen reifen bei allen Zypressenarten erst im folgenden Jahr ab.
Das dauerhafte Holz wurde im Altertum zum Schiffsbau und als Bauholz verwendet; aber auch Götterstatuen und Gebrauchsgegenstände wurden aus dem wohlriechenden Holz angefertigt. Ein Pilz (Seiridium cardinale), der in südlichen Regionen die Zypressenbestände bedroht, hat bei uns noch keine Schäden verursacht.
In ihren Heimatländern galt diese Zypresse als heiliger Baum und hatte eine hohe symbolische Bedeutung. Bei den Römern war sie der Baum des Todes und der Trauer; im Christentum ist sie Symbol für Hoffnung und Ewigkeit.