Ein empfindliches Gleichgewicht
Im Herbst 2012 von Helmuth Tschigg
Meran ist eine Fifty-fifty-Stadt. Etwa 50 Prozent deutschsprachigen Bürgern stehen ebenso viele italienische Mitbürger gegenüber. Damit bildet die Passerstadt in Südtirol einen Sonderfall, denn überall sonst im Land gibt es klare Mehrheiten. Die Meraner sind damit bisher nicht schlecht gefahren, sieht man einmal von der Tatsache ab, dass sich die beiden ethnischen Gruppen im Gemeinderat das eine oder andere Mal gegenseitig blockieren (böse Zungen meinen, es sei das eine oder andere Mal zu viel).
Sehen wir uns die Zahlen der aktuellen Volkszählung genauer an, dann stellen wir fest, dass sich dieses Gleichgewicht langsam aber sicher verschiebt. Bis dato hatten die Meraner deutscher Zunge eine leichte Überhand. In den vergangenen zehn Jahren haben sie nun aber gut ein Prozent verloren (auf 50,47), die Italiener dementsprechend ein Prozent dazugewonnen.
Die Ursachen für die Verschiebungen sind im Wesentlichen bei unseren Neubürgern aus den EU-Staaten und vor allem bei jenen von außerhalb der EU zu suchen. Ihr Anteil in Meran liegt aktuell bei rund 16 Prozent, bis 2050 werden es – wenn die Entwicklung so weiter geht – an die 30 Prozent sein. Sie besuchen traditionell italienische Kindergärten, italienische Schulen und werden als Erwachsene zu italienischen Mitbürgern, die sich auch als solche deklarieren.