Erfahrungsbericht eines Covid-19-Überlebenden (3)
Ich bin krank: Fieber
Im Herbst 2020 von Leo Matzneller
Am Montag, 9.März, zwei Tage nach unserem Familienausflug, stellt sich Fieber ein. Kälte kriecht mir den Rücken hoch. Ich denke: Grippe im Anzug. Tags darauf messen wir das Fieber: 37,2 bis 37,5. Einige Tage geht es rauf und runter, zwischen 37 und 38. Ich stehe zwischendurch auch ein wenig auf, arbeite am PC, aber meistens liege ich im Bett. Nach wenigen Tagen klettert das Fieber auf 38,5 und geht kaum mehr runter.
Symptome
Zum Fieber gesellt sich eine große Schwäche. Zunächst denke ich, es ist bloß Muskelkater von der Anstrengung beim Langlauf. Aber die Schwäche hält tagelang an, und es kommen Gliederschmerzen dazu. Mir ist elend zumute. Ich verkrieche mich unter die Decken, kauere mich zusammen zu einem Häuflein, decke mich warm zu und versuche, keinen Muckser mehr zu tun, einfach Ruhe zu geben und mich nicht mehr zu rühren. Ich habe zu nichts mehr Lust. Nicht zum Essen, zweimal kommt mich starker Brechreiz an, ich schleppe mich ins Bad zum Erbrechen, es würgt mich, aber raus kommt nichts. Wieder schnell zurück ins Bett. Ich fühle mich hundeelend, wie ein Häuflein Elend, das am Boden liegt. Einen solchen Erschöpfungszustand mit einem gewaltigen „moralischen“ Tiefpunkt hatte ich in meinem Leben noch nicht kennengelernt. Meine Frau wollte mir Tee bringen, ein Medikament, um das Fieber zu senken. Ich lehnte alles ab, war gereizt, wollte nur meine Ruhe haben. Kontakte nach außen: keine Lust, dazu fehlte mir einfach die Kraft. Andere Symptome wie starke Kopfschmerzen, Geschmacksverlust u.a. traten bei mir nicht auf. Es war insgesamt eine schlimme Zeit. So danieder war ich in meinem Leben noch nicht gewesen.
Zur Kontrolle: positiv
Meine Frau versuchte von Anfang an, ärztliche Hilfe zu bekommen und Abstriche machen zu lassen. Vom zuständigen Arzt bekam sie den Bescheid, es sei unmöglich, einen Abstrich zu bekommen und Fieber allein reiche nicht aus, um ein Recht auf eine Kontrolle zu haben. Dann schaltete sich mein Sohn ein, er ist Arzt, maß den Sauerstoffsättigungsgrad: 90, zu niedrig. Jetzt kam ich dank seines Einsatzes in die Notaufnahme ins Krankenhaus. Die Kontrollen ergaben: positiv auf Covid-19 und beidseitige Lungenentzündung. So blieb ich im Krankenhaus. Es war der 18. März.